Nestlé, Edeka und Co. und die Hausgrillen: Es zählt das Geld, nicht der Verbraucher

Wie hältst du es mit der Moral war die zentrale Frage des Gretchens in Goethes Faust. Heute müssen wir wohl eher fragen, wie hältst du es mit dem Geld und der Gesundheit deiner Kunden? In diesen Tagen wird die Frage im Zusammenhang mit der seit Anfang Januar gegebenen Möglichkeit, Insekten zahlreichen Nahrungsmitteln beizumischen, wieder gestellt und die Antwort, die von den verantwortlichen Stellen gegeben werden, sind erschreckend.

Wirklich überraschend sind die Antworten auf der anderen Seite jedoch auch wieder nicht. Wenigstens lassen sie klar erkennen, in welche Richtung die Reise gehen soll. Die Liste der Nahrungsmittel, denen nun auch innerhalb der Europäischen Union Insekten beigemischt werden dürfen, ist lang.

Sie umfasst, ohne vollständig zu sein: Analoge von Milch und Milchprodukten, Backmischungen für Kuchen und Brot, Brot und Brötchen, Burger-Pattys, Craft-Beer, Erdnussbutter, Fitnessriegel, Fleischanaloge Ersatzprodukte, Fleischzubereitungen, Gebäck und Kekse, Gerichte auf Getreide- und Teigwarenbasis, Getrocknete oder gefüllte Erzeugnisse aus Teigwaren wie Maultaschen oder Ravioli, Mehl, Molkenpulver, Nudeln, Pasta, Nudeln, Pizza, Porridge, Sandwiches, Schokolade, Snacks, wie Cracker oder Brotstangen,aber auch Suppen, Veganen Fleischersatz, Verarbeitetes Getreide und Frühstücks-Cerealien sowie Wurst und Bratwurst.

Die Händler verstecken sich hinter den Lebensmittelherstellern und diese schauen vor allem aufs Geld

Vielleicht beruhigt es sie, dass die Insekten 24 Stunden vor ihrer Verarbeitung nicht mehr gefüttert werden. Sollten die Verdauungstrakte der Tiere jedoch trotz dieser Abstinenz nicht vollständig entlernt sein, dürfen sie sich darauf freuen, dass ihr Inhalt in zu Pulver verarbeiteter Form früher oder später auch in Ihrem Magen landen wird.

Die Redakteure von Tichys Einblick haben sowohl bei den Herstellern wie auch beim Handel nachgefragt, wie man es mit der neuen EU-Verordnung halten will. Für alle Allergiker und auch alle anderen, die keine Lust haben, Insekten zu verspeisen, sind die Antworten bestenfalls ernüchternd.

Lebensmittelhersteller wie Nestlé sehen vor allem die Chancen. Eine neue Form der Eiweißversorgung für Sie und höhere Profite für den Konzern. Erste Versuche will man mit Tierfutter machen, dann kommen Herrchen und Frauchen an die Reihe. Falls Sie das nicht möchten, sollten Sie von den Lebensmittelhändlern besser keine Unterstützung erwarten.

Diese beugen sich dem Druck der Industrie und stellen in ihre Regale, was immer die Industrie am Ende produziert. Im „besten“ Genderdeutsch erklärte Edeka, man sei ein Vollsortimenter mit zahlreichen Produkten und Anbietern und könne es daher nicht ausschließen, „dass Produkte von Markenhersteller:innen entsprechende Zutaten aus Insekten enthalten oder deren Rezepturen zukünftig angepasst werden.“

Rückübersetzt in klassisches Deutsch kann diese Aussage für Sie als Kunde nur bedeuten, dass Sie sich nicht sicher sein können, ob ein Unternehmen morgen nicht plötzlich Transsexuell ist. Aber Sie können getrost davon ausgehen, dass man Ihnen am Ende jede Unbekömmlichkeit als „neue Rezeptur“ vorsetzen wird, solange sie nur von einem Markenhersteller kommt und hübsch verpackt ist.