Ist das Gold als Kapitalanlage ein Auslaufmodell?

Die Inflation steigt und sie erreicht Niveaus, die noch vor zwölf Monaten kaum jemand für möglich gehalten hätte. Doch der klassische Inflationsschutz Gold kann von dieser Entwicklung nicht profitieren. So wundert es nicht, dass Zweifel aufkommen, ob die Edelmetalle immer noch jenen starken Inflationsschutz darstellen, der sie in den letzten Jahrhunderten ausgezeichnet hat.

Dass Gold und Silber derzeit nicht glänzen, hat allerdings weniger mit der Inflation zu tun als mit der erneuten Liquiditätskrise. Die aktuellen Zustände erinnern deshalb recht stark an die zweite Hälfte des Jahres 2008. Die Finanzkrise steuerte auf ihren Höhepunkt zu und ein jeder versuchte, akute Liquiditätslücken zu schließen.

Verkauft wurde daher alles, was sich schnell zu Geld machen ließ. Auch das Gold. Es fiel auch beträchtlich im Wert zurück und war dennoch die erste Vermögensklasse, die im Dezember 2008 einen Boden ausbildete und wieder anstieg. Die Aktien folgten erst im März 2009, als die Notenbanken mit einer erneuten Geldschwemme auf die Krise reagierten.

Der erste Eindruck trügt wie so oft

Liquidität ist auch jetzt wieder knapp und so werden auch Gold und Silber verkauft. Das spricht nicht nur gegen die Edelmetalle, sondern es zeigt auch, wie liquide und begehrt diese Anlageklasse selbst in einer Krise ist. Dies können andere Assets nicht von sich behaupten.

Als Anleger sollte man deshalb davon Abstand nehmen, einen Vermögenswert nur nach seinem aktuellen Preis zu beurteilen. Eine Immobilie, die heute 10.000 Euro mehr kostet als noch vor einem Jahr, erscheint optisch wertvoller geworden zu sein. Bezieht man jedoch die inzwischen stark gestiegenen Preise für andere Güter mit ein, wird das Bild sogleich ein anderes.

Der aktuelle Goldpreis könnte die Anleger deshalb wie im Jahr 2008 wieder einmal gründlich täuschen. Entscheidend für den langfristigen Wert von Gold und Silber wird deshalb sein, was geschieht, wenn der Liquiditätsnotstand überwunden ist und die Anleger ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf jene Vermögenswerte richten, die sie langfristig in ihrem Besitz wissen möchten.