Im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner haben die Ukrainer einen wichtigen Vorteil

Die Inflation bleibt hoch und sie könnte in den nächsten Monaten noch weiter ansteigen, denn der Krieg in der Ukraine verläuft nicht so, wie es sich Russlands Präsident Wladimir Putin in der letzten Woche noch vorgestellt hat. Von einem schnellen Ende, natürlich mit einem russischen Sieg, war damals noch die Rede.

Inzwischen kommen die russischen Truppen zwar immer noch voran, doch ihr Vormarsch verläuft deutlich langsamer als zunächst gedacht. Kiew ist noch nicht gefallen und die ukrainische Regierung noch nicht durch eine neue russlandhörige Marionettenregierung abgelöst worden.

Selbst wenn es in den nächsten Wochen doch noch gelingt, die Hauptstadt zu erobern und die Ukrainer mit einer neuen Führung zu beglücken, ist noch längst nicht sicher, dass diese auch im Land etwas ausrichten kann. Der Widerstand der ukrainischen Bevölkerung ist nicht zu unterschätzen und damit ist nicht nur der militärische Widerstand der Armee gemeint.

Dieser Vorteil ist militärisch nicht zu brechen

Eine unkalkulierbare Bedrohung für die russische Führung stellt vielmehr der passive Widerstand der Bevölkerung dar. Sie hat im Vergleich zu anderen Konflikten einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Er lag in den bisherigen Konflikten, in die die russische Armee bislang verwickelt war, auf Seiten der russischen Militärführung.

Nun aber liegt der Vorteil auf der Seite der angegriffenen Ukrainer, denn die meisten Ukrainer sprechen fließend Russisch. Anders als die Syrer können sie den russischen Soldaten recht einfach und vor allem verständlich sagen, wenn sie für die Invasoren halten und wie es um die angebliche Unterwanderung ihrer Heimat mit Faschisten und anderen amerikanischen Handlangern bestellt ist.

Das tun sie auch und sie tun es in einer sehr bewundernswerten Weise. Frauen stellen schwer bewaffnete russische Soldaten zur Rede und in kleinen Dörfern auf den wichtigen Zufahrtsstraßen nach Kiew stellen sich unbewaffnete Männer auf die Straße und versperren einer Panzerkolonne die Weiterfahrt. Nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister drehen die Panzer schließlich sogar wieder um.

Dieser Widerstand ist nicht nur passiv und damit sehr sympathisch. Er ist auch höchst effektiv und er wird vermutlich selbst dann anhalten, wenn es der russischen Armee gelingen sollte, die ukrainische vollständig zu besiegen. Bis dahin ist noch ein weiter Weg und selbst dann herrscht noch kein Frieden, was im Gegenzug bedeutet, dass auch kein Grund besteht, die beschlossenen Sanktionen wieder aufzuheben. Von daher dürfte der Druck auf die Energiepreise und damit auf die Inflation noch eine lange Zeit anhalten.