Eine schwierige Entscheidung steht an und Weggucken wie bisher, ist keine Lösung mehr

Das viele Geld aus dem Nichts, mit dem die Zentralbanken seit der Finanzkrise um sich geworfen haben, ist zum größten Teil nicht beim normalen Bürger angekommen. Nur die Wenigsten besitzen über das eigene Haus, in dem sie selbst wohnen, weitere Immobilen oder große Aktienpaket, Diamanten, teure Kunstwerke oder andere Wertgegenstände, deren Preise in den vergangenen Jahren stark angezogen haben.

Ganz anders die Inflation. Die spürt der kleine Mann wesentlich schneller und unmittelbarer als die Angehörigen der Oberschicht. Hier hat die Zinspolitik der Notenbanken sehr schnell eine soziale Komponente, weil sie einzelne Gruppen der Gesellschaft besonders hart trifft.

In fünf Staaten der Eurozone liegt die Teuerung bereits im zweistelligen Bereich. Ganz oben auf der Liste stehen die baltischen Staaten. Spitzenreiter ist Estland mit 19 Prozent, gefolgt von Litauen mit 16,6 Prozent und Lettland mit 13,2 Prozent. Danach folgen die Niederlande mit 11,2 Prozent und die Slowakei mit 10,9 Prozent.

Dauerhafte Geldentwertung und/oder wirtschaftlicher Niedergang?

Von den drei großen Ländern liegt Deutschland mit 7,3 Prozent bereits über dem Durchschnitt der Eurozone. Aber auch Frankreich und Italien können mit 5,4 und 6,6 Prozent nicht wirklich überzeugen. Auch kein Grund zur Beruhigung ist, dass die Rate der Kerninflation, also die Preissteigerungen ohne die intensiver schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise, derzeit bei 2,9 Prozent liegt und damit das Inflationsziel der EZB deutlich übersteigt.

Sollte sich die EZB nun doch entschließen, die Politik des lockeren Geldes aufzugeben, wird es schwer werden, die Wirtschaft dabei nicht in den Abgrund zu stürzen. Hier zeigt sich eine unangenehme Konsequenz der Geldpolitik, die Kritiker schon seit einiger Zeit bemängelt haben: Wie ein Junkie an seine Droge, so haben sich auch die Unternehmen, die Konsumenten und die Staaten an das billige Geld gewöhnt.

Zinssätze nahe oder sogar unter der Nulllinie sind absolut ungewöhnlich und doch stellen sie derzeit die Wirklichkeit dar, an die sich viele in den letzten Jahren gewöhnt haben. Man hat es sich in diesem Sessel so bequem gemacht, dass es nun sehr schwer fallen muss, von diesem Komfort wieder zu lassen.

Viele, allen voran die sogenannten Zombiunternehmen und die überschuldeten Privathaushalte und Staaten, werden es gar nicht können, selbst wenn sie es wollten. So droht eine fortschreitende Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, entweder durch eine Inflation, die niemand mehr bändigen kann oder durch eine Wirtschaft, die immer weniger Menschen mehr Arbeit und Brot geben kann.