Eine Chance namens tax-loss-selling?

An der Börse versuchen viele Anleger ihr Glück zu machen. Ein Teil der Investoren agiert mehr wie Glücksritter und geht immer wieder gewagte Wetten ein, während andere versuchen, die Emotionen so gut es geht auszublenden und mit einer soliden Strategie ihren Vorteil zu suchen.

Heute möchte ich Ihnen eine Strategie vorstellen, die es ermöglicht, die eigene Vorgehensweise mit den Emotionen der anderen Anleger zu verbinden. Um zu verstehen, wie das möglich ist, müssen wir zunächst einen Schritt zurücktreten und uns in steuerliche Details vertiefen.

Wie hier in Deutschland, so können auch in anderen Ländern, Gewinne aus dem Kauf der einen Aktie mit Verlusten aus anderen Aktieninvestments verrechnet werden. Diese Möglichkeit wird immer wieder genutzt und so kommt es von Mitte November bis Ende Dezember immer wieder zum Phänomen des tax-loss-sellings, also des Verkaufs von im Verlust liegenden Aktien, um damit die auf die eigenen Gewinne zu zahlenden Steuern zu reduzieren.

Der Zeitdruck der Verkäufer kommt den Käufern sehr entgegen

So verständlich diese Vorgehensweise ist, so hat sie doch ihre Nachteile. Verkauft werden von den Anlegern Aktien, die im Minus liegen, also meist ein rabenschwarzes Jahr hinter sich haben. Bei diesen Werten ist die Stimmung der Anleger bestenfalls bescheiden. Meist werden diese Aktien aufgrund der aufgehäuften Verluste jedoch regelrecht gehasst.

Das führt regelmäßig dazu, dass die steuerlich motivierten Verkäufe, die übrigens fast alle Anleger zur gleichen Zeit vornehmen, weil der Stichtag 31. Dezember naht, nahezu immer in einer Situation ausgeführt werden, in der das Kaufinteresse äußerst gering ist. Wenn allerdings viele verkaufen, jedoch nur wenige Investoren kaufen möchten, sind die Preise eher tief. Hinzu kommt beim Phänomen des tax-loss-sellings, dass alle Verkäufe bis zum Jahresende abgewickelt sein müssen.

Das verschärft noch einmal den Druck auf die Kurse und genau hier liegt die Chance für jene Anleger, die sich die Emotionen und die Zeitnot der anderen zu Nutze machen möchten. Sie identifizieren frühzeitig jene Aktien die zwar gefallen sind, aber entweder zu Unrecht verprügelt wurden oder wo die Chance gegeben ist, in der näheren Zukunft wieder zu steigen, weil die Geschäftslage besser geworden ist.

Wer eine dieser Aktien ermittelt hat, kann sich im späten November und frühen Dezember mit einem scharf kalkulierten Abstauberlimit auf die Lauer legen. Wird es ausgeführt, weil die vor allem steuerlich motivierten Käufe unbedingt bis zum Jahresende abgewickelt sein müssen, kann eine günstige Aktie oftmals nochmals deutlich günstiger eingekauft werden.