DIW-Forscher rechnen mit deutlich mehr Zwangsversteigerungen

In den vergangenen zehn Jahren hat die Europäische Zentralbank das Zinsniveau immer weiter gedrückt. So wurden auch die Baukredite immer günstiger und größer und die Bauherrn griffen dankbar zu. Wohl denen, die schon damals mit der Möglichkeit gerechnet haben, dass die Zinsen eines Tages auch wieder ansteigen könnten.

Sie dürften ihre Kreditverträge nicht nur mit langen Zinsbindungen ausgestattet haben, sondern auch sehr viel Wert darauf gelegt haben, dass die Tilgung recht hoch bleibt. Damit blieb zwar auch die monatliche Belastung auf einem hohen Niveau, doch der große Vorteil war, dass sich auch die verbleibende Restschuld schneller reduzierte.

Inzwischen ist der Tag, an dem die Zinsen wieder ansteigen, längst erreicht und seit dem Jahresanfang hat sich das Zinsniveau für Immobilienkredite grob verdoppelt. Dass sich diese Entwicklung schnell wieder umkehrt, ist nicht zu erwarten, denn in der Finanzwirtschaft wird nicht umsonst von Zinserhöhungs- und Zinssenkungszyklen gesprochen.

Das Zinsniveau wird so schnell nicht wieder zurückgehen

Egal in welche Richtung die Notenbanken an der Zinsschraube drehen, zu erwarten ist immer, dass die neue Entwicklung über einen längeren Zeitraum anhalten wird. Damit drohen all die Immobilienbesitzer unter Druck zu geraten, deren Zinsbindung in den nächsten zwei Jahren auslaufen wird. Sie müssen damit rechnen, dass die neu abzuschließende Anschlussfinanzierung deutlich teurer wird. Da gleichzeitig auch die Inflation die allgemeinen Lebenshaltungskosten deutlich verteuert, droht vielen Hausbesitzern und Verbrauchern eine Überschuldung.

„Im schlimmsten Fall werden wir mit einer steigenden Zahl an Zwangsversteigerungen rechnen müssen, weil einige Haushalte ihre Hypotheken mit höheren Zinsen nicht länger finanzieren können“, erklärte Markus Grabka, Vermögensforscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, in einem Gespräch mit dem Portal „Business Insider“.

Die Auswirkungen der Zinserhöhungen sollten die Immobilienbesitzer deshalb nicht unterschätzen. Steigt das aktuelle Zinsniveau nur auf zwei Prozent, erhöht sich der Rückzahlungsbetrag für den Schuldner bereits um 25 Prozent. „Gerade bei denjenigen, die kaum finanzielle Rücklagen haben, kann das zum Bankrott führen“, warnte Markus Grabka.