Die steigenden Zinsen belasten das Gold kaum

Die Inflation ist auch weiterhin hoch und politisch wie wirtschaftlich befindet sich die Welt in einer ernstzunehmenden Krise. Doch der Goldpreis fällt mal wieder. Fragt man nach dem Grund, so wird immer wieder gerne auf die gestiegenen Zinsen verwiesen. In den USA steigen die Zinsen schon seit Anfang März 2022 und auch die Europäische Zentralbank hat ihren Leitzins in der Zwischenzeit deutlich angehoben.

Da Gold bekanntlich keine Zinsen bringt, wird es deshalb nun immer unattraktiver gegenüber anderen Kapitalanlagen, etwa den als sicher eingestuften Staatsanlagen. Die Argumentation erscheint im ersten Moment als einleuchtend und plausibel. Sie ist es aber nicht.

Denn entscheidend für den Wert einer Kapitalanlage ist nicht der nominale Zins oder die nominale Rendite, sondern allein die reale. Es gilt also immer und in jedem Fall zu berücksichtigen, was nach dem Abzug der Inflation dem Anleger noch übrig bleibt. Das ist nicht nur in den Jahren mit hoher Inflation weitaus weniger als den Menschen auf den ersten Blick erscheinen will.

Für das Gold spricht seine langfristige, positive Realrendite

Seitdem der Euro 2001 als Bargeld eingeführt wurde, ist das Gold durchschnittlich in jedem Jahr nominal um 8,7 Prozent gestiegen. Zieht man von dieser Nominalrendite die Inflation ab, so blieb im letzten Jahr ein kleines Minus und aktuell bleibt dem Anleger ein leichtes Plus. Aber im Durchschnitt der Jahre war das Ergebnis nicht nur positiv, sondern deutlich positiv.

Von Anleihen und Sparbüchern kann man das nicht behaupten. Auch hier ließen sich bis zum Beginn der Finanzkrise durchaus positive Renditen erzielen, doch seitdem die Notenbanken die Zinssätze im Zuge der Finanzkrise immer weiter abgesenkt haben, wächst auch der Kaufkraftverlust, den die Käufer von Anleihen erleiden.

Die aktuelle Schwäche des Goldpreises sollte deshalb nicht überbewertet werden, denn nominale Anstiege der Zinsen haben den Goldpreis zwar immer wieder gebremst. Ihn vollkommen ausgehebelt haben sie jedoch nicht. Im Gegenteil: Der langfristige Aufwärtstrend des gelben Metalls ist intakt und lässt auch für die Zukunft weitere Wertsteigerungen erwarten.

Der Grund dafür sind die hohen Schulden. Sie sind bei positiven Realzinsen kaum noch zu bedienen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Zentralbanken die negativen Realzinsen vor einem großen globalen Schuldenschnitt nicht mehr über die Nulllinie bringen werden.