Die Notenbanken werden langsam nervös

Im vergangenen Jahr gefielen sich die westlichen Notenbanken darin, von der Öffentlichkeit als die Ruhe selbst wahrgenommen zu werden. Der Schuss ging bekanntlich nach hinten los, denn die Bevölkerung nahm die anhaltende Untätigkeit bei der Bekämpfung der Inflation nicht als Gelassenheit, sondern als Schläfrigkeit wahr und reagierte entsprechend ungehalten.

In der Zwischenzeit hat sich das Bild gewandelt. Während die US-Notenbank nun den Eindruck zu erwecken versucht, ein Vorreiter im Kampf gegen die Teuerung zu sein, bewegt sich die Europäische Zentralbank immer noch sehr langsam und man wird den Eindruck nicht los, auch das geschieht nur, weil es anders gar nicht mehr geht.

Unverkennbar ist jedoch, dass beide Notenbanken derzeit ausgesprochen nervös wirken. Die Federal Reserve Bank hat sich deshalb auf ihrer Sitzung am Mittwoch entschlossen, den amerikanischen Leitzins gleich um 0,75 Prozentpunkte anzuheben. Am Markt war zuvor ein Zinsschritt in dieser Größenordnung erwartet worden.

Dennoch wirkt die FED derzeit wie eine Getriebene und die Angst, mit Blick auf die Inflation zu weit hinter der Kurve zu liegen, wie die Amerikaner zu sagen pflegen, und damit aus ihr herausgeschleudert zu werden, ist riesengroß. Anscheinend ist den Mitgliedern der US-Notenbank dabei auch bewusst, dass sie am Ende nichts mehr in der Hand haben werden, sollte das Vertrauen in die FED einmal verlorengegangen sein.

Mit ihrem einzigen Auftrag hat die EZB nicht mehr viel am Hut

An dieser Stelle erscheint die Europäische Zentralbank absolut schmerzfrei zu sein. Ob die Bürger und damit die täglichen Nutzer des Euros noch Vertrauen in diesen haben, interessiert nur noch am Rand. Viel wichtiger ist dem EZB-Rat, dass sich die Länder im Süden der Eurozone auch weiterhin noch günstig verschulden können.

Auch im Frankfurter EZB-Tower ist man nervös geworden. Doch der Anlass der neuen Unruhe ist ein anderer. Die Zinsaufschläge der Südländer sind zu groß geworden. Das heißt: Staaten wie Italien, Griechenland und Portugal müssen für ihre Anleihen höhere Zinsen zahlen als Länder wie Deutschland, Österreich oder die Niederlande.

Das missfällt der EZB und sorgt für Unruhe. Bekämpft werden soll sie mit einem neuen Anleihenkaufprogramm, also mit noch mehr Geld aus dem Nichts und einer noch höheren Inflation. Dabei wurde die Europäische Zentralbank zum Ende der 1990er Jahre nicht geschaffen, um Staaten günstige Finanzierungsmöglichkeiten zu sichern.

Die einzige Aufgabe der EZB ist laut den Maastrichter Verträgen die Preisstabilität zu sichern. Genau davon will man im EZB-Tower derzeit allerdings nicht allzu viel wissen. Die Staatenfinanzierung über die Notenpresse scheint wichtiger zu sein. Dumm nur, wenn dabei auch das Vertrauen in den Euro am Ende auf der Strecke bleiben wird.