Die Investoren an den Anleihemärkten reagieren viel vorsichtiger als die Anleger an den Aktienmärkten

Das Börsenjahr ist erst wenige Tage alt und doch konnte der DAX seit Jahresbeginn schon deutlich zulegen. Allein in den ersten zehn Handelstagen des Jahres stieg der Index um über 1.000 Punkte oder über sieben Prozent an. Viele der dort investierten Anleger hoffen nun, dass die Rallye weitergeht. Das Ziel ist dabei klar. Der Index steht nur etwas mehr als acht Prozent unter seinem Allzeithoch und dort würde die Masse der Anleger den DAX gerne wieder sehen.

Begonnen hat die Rallye allerdings schon deutlich früher, denn die Aufwärtsbewegung, die im Januar fortgesetzt wurde, hatte bereits Ende Oktober begonnen. Der Index hat damit rund drei Viertel der zuvor erlittenen Kursverluste wiedergewonnen. Geschuldet ist dies einer massiven Spekulation gegen die Notenbanken.

Denn die Aktienmärkte, nicht nur in Deutschland, wetten derzeit auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen durch die Notenbanken. Einige gehen sogar so weit, dass sie noch für dieses Jahr bereits wieder die erste Zinssenkung erwarten. Dann fließt – so die allgemeine Erwartung – endlich wieder mehr Geld in den Aktienmarkt und treibt die Kurse. Und weil die Börse bekanntlich Entwicklungen vorwegzunehmen pflegt, wird die Party bereits heute gefeiert.

Wenn das mal gutgeht

Ganz anders entwickelt sich der Anleihenmarkt. Er ist im Januar zwar auch etwas angestiegen, doch ein ähnlich starkes Kursfeuerwerk wie bei DAX & Co. sucht man bei den Staatsanleihen vergebens. Hier verharren die Kurse vielmehr weiterhin in dem seit Monaten dominierenden Abwärtstrend.

Berücksichtigen sollte man an dieser Stelle, dass fallende Kurse für Anleihen mit steigenden Zinsen einhergehen. Würde der Anleihenmarkt die Einschätzung des Aktienmarktes teilen, müsste der Abwärtstrend längst gebrochen sein und die Anleger wie wild Staatsanleihen kaufen, um sich jetzt noch die „hohen“ Zinssätze von beispielsweise 2,5 Prozent für Bundesanleihen für mehrere Jahre zu sichern.

Doch von einer solchen Kaufpanik ist bei den Anleihen derzeit nichts zu spüren. Das deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Investoren an den Rentenmärkten nicht an sinkende Zinsen glaubt, auch nicht an nur gleichbleibende Zinsen.

Einer dieser beiden Märkte muss nach den Gesetzen der formalen Logik somit falsch liegen, denn die Zinsen können nicht gleichzeitig steigen und fallen. In der Vergangenheit hatte zumeist der Anleihenmarkt das bessere Marktverständnis. Außerdem stellt er sich derzeit nicht bewusst gegen die Notenbanken.