Deutschland und Russland: In den nächsten Monaten müssen einige sehr grundsätzliche Fragen geklärt werden

Präsident Putin Portrait

In der Ukraine läuft erst die zweite Kriegswoche und dennoch werden viele schon jetzt den Eindruck haben, in einem Albtraum zu leben, der bereits viel zu lange andauert. Noch immer besteht die Hoffnung, dass es schnell zu einem Ende der Kämpfe kommen möge. Sehr realistisch ist dieser Wunsch angesichts der Kriegsziele beider Konfliktparteien allerdings nicht. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Abseits von allen Hoffnungen, egal wie berechtigt oder unberechtigt diese auch sein mögen, sind allerdings auch eine ganze Reihe von grundsätzlichen Fragen zu klären. Sowohl für den Westen und die Ukraine, aber auch für die russische Seite. Die Fragen sind unangenehm, weil die Antworten vermutlich schmerzhaft sein werden. Dennoch führt an ihnen kein Weg vorbei.

Besonders dringend ist aus deutscher Sicht das Gasproblem, denn seit dem russischen Angriff auf das Nachbarland steht Deutschland vor der Aufgabe, seine Gasversorgung auch mit Terminals für die Anlandung von Flüssiggas sicherstellen zu müssen. Bislang kommt das Erdgas allein über Pipelines zum deutschen Verbraucher, wobei bislang rund 40 Prozent des deutschen Bedarfs durch Lieferungen aus Russland gedeckt wurden.

Zwei Fragen, zwei höchst unterschiedliche Antworten?

Hinter deren Zuverlässigkeit steht seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine jedoch ein deutliches Fragezeichen. Wobei es eigentlich eher zwei Fragezeichen sind, denn nicht nur die Russen sind aufgerufen, ihr Verhältnis zu Europa zu klären. Die westlichen Länder sind es ebenso. Deshalb werden in den kommenden Wochen und Monaten einige sehr grundsätzliche Fragen zu klären sein.

Die erste Frage betrifft die Russen. Wollen diese überhaupt noch liefern oder antworten sie auf die westlichen Sanktionen mit einem Exportstopp für ihr Erdgas? Aktuell wird diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet, denn Gazprom liefert seit dem Beginn der Kriegshandlungen mehr Erdgas, nicht nur über Nord Stream 1 sowie über die Leitung durch Weißrussland und Polen, sondern auch über die Ukraine.

Die zweite Frage betrifft Deutschland selbst. Will es nach den Vorkommnissen der letzten Tage überhaupt noch Geschäfte mit den Russen machen und von diesen sein Erdgas beziehen? Auch hier deutet sich eine Antwort bereits an und sie deutete ganz klar in die Richtung, dass beim Gasbezug wieder eine größere Unabhängigkeit von Russland angestrebt wird.

Das letzte Wort in diesen Fragen dürfte auf beiden Seiten noch nicht gesprochen sein. Doch es deutet sich bereits vorsichtig an, dass die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen könnten.