Der Anleihenmarkt ist sichtlich beunruhigt

Ein bekannter Ausspruch an den Kapitalmärkten ist, dass die Anleger, die ruhig schlafen möchten, nicht in die stark schwankenden Aktien, sondern in die stabilen Anleihen investieren. Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als treffe diese Weisheit auch jetzt wieder zu, denn die Aktienmärkte verzeichnen seit Anfang des Jahres starke Abgaben.

Ruhig schlafen können die Marktteilnehmer an den Rentenmärkten aber auch nicht. Sie sitzen prozentual sogar auf noch höheren Verlusten als der durchschnittliche Aktienbesitzer und die Nervosität des Marktes ist hoch. Schuld daran ist der starke und auch ausgesprochen schnelle Anstieg der Zinsen.

Beides lässt die Kurse der am Rentenmarkt gehandelten Anleihen derzeit massiv unter Druck kommen. Ein Käufer, der in den Jahren 2020 oder 2021 Anleihen mit einer mittleren Laufzeit gekauft hat, sitzt deshalb aktuell auf großen Buchverlusten. Aber auch die Käufer, die erst in den letzten Monaten Anleihen mit höheren Zinssätzen gekauft haben, sehen sich Kursverlusten gegenüber.

Mit jedem neuen Zinsschritt erhöht sich der Druck auf die Kurse

Dieses Phänomen wird anhalten, solange die Notenbanken ihre Politik der schnellen und starken Zinserhöhungen weiter fortsetzen. Mit jeder neuen Sitzung der Federal Reserve Bank in den USA oder der EZB im Euroraum steigt damit der Druck, der auf den Kursen der angeblich so sicheren Anleihen liegt.

Kursverluste rufen immer und überall Unsicherheit hervor. Das ist auch am Rentenmarkt nicht anders und diese Unsicherheit führt dazu, dass Zurückhaltung geübt wird und weniger Anleihen von den Investoren gekauft werden. Auch das drückt auf die Kurse, weil die Nachfrage vergleichsweise gering ist.

Verstärkt wird diese Entwicklung derzeit durch die Notenbanken, denn diese haben ihre Kaufprogramme weitgehend zurückgefahren. Die FED in den USA reduziert ihre Bilanzsumme in der Zwischenzeit bereits und die EZB kauft zumindest keine weiteren Anleihen mehr an. Damit fehlt ausgerechnet jener Käufer, der in vergangenen Jahren die Märkte fast leer gekauft hat. Auch diese Entwicklung lässt die Zinsen derzeit steigen.