Den Krieg zu beginnen, ist leicht. Viel schwieriger ist es, ihn zu beenden

Panzer Ukraine

Mehr als acht Monate sind seit dem 24. Februar, dem Tag, an dem russische Truppen die Grenze zur Ukraine überschritten, inzwischen vergangen. Gestorben und gelitten wird seitdem viel. Doch die Aussichten auf Frieden sind nach wie vor bescheiden. Hin und wieder flackert kurzzeitig die Hoffnung auf einen möglichen Frieden auf. Doch meist stirbt sie noch schneller als die Soldaten und Zivilisten an der Front.

Warum das so ist, erschließt sich erst beim genaueren Hinsehen, denn im Grunde sitzen auf beiden Seiten des möglichen Verhandlungstisches Ideologen. Die eine Seite träumt von einem großrussischen Reich und will es mit aller Gewalt durchsetzen, die andere Seite beharrt nicht minder fundamentalistisch auf den sogenannten westlichen Werten.

Bei Letzteren wird gerne suggeriert, dass sie ein allgemeingültiges und damit von jedem nachzuvollziehendes Prinzip darstellen würden. Dem ist allerdings nicht so, denn wenn es um Transsexuelle und die Aufnahme von Flüchtlingen geht, kann es gar in den westlichen Gesellschaften nicht genug Vielfalt geben.

Wer auf einem hohen moralischen Ross sitzt, kann nur schwer nachgeben

Doch die Vorstellung, dass die umkämpften Konfliktgebiete zwar staatlich zur Ukraine gehören, intern aber eine sehr große Autonomie genießen, ist dem ukrainischen wie dem westlichen Denken fern. An dieser Stelle kann es plötzlich nur noch das harte und ausschließliche Entweder-oder eines Siegfriedens geben.

Dieser folgt allein der militärischen Logik. Eine Seite wird sich am Ende als die stärkere erweisen und durchsetzen und zwar ganz und gar durchsetzen. Der Verlierer hat anschließend, wie meist in der Geschichte, nicht viel zu lachen. Hier tritt das Problem einer vorwiegend wertebasierten Außenpolitik zutage. Sie tritt schnell mit dem Anspruch auf, der anderen Seite überlegen zu sein.

In den USA geht dieser Überlegenheitsglaube so weit, dass man sich als „Gottes eigenes Volk“ sieht und immer wieder glaubt, dessen Willen in der Welt umsetzen zu müssen. Europa kennt diesen religiösen Eifer nicht. Dafür ersetzt es ihn mit einem moralischen Eifer. Da auch ihm das Gefühl einer moralischen Überlegenheit innewohnt, haben es vernunftgeleitete Verhandlungen, die darauf bedacht sind, eine für beide Seiten akzeptable Verständigung zu erzielen, naturgemäß schwer.