Deindustrialisierung auch über die Bundeswehr?

Die Gefahr, dass Deutschland sich durch die hier herrschenden hohen Energiepreise in den nächsten Jahren deindustrialisiert, wird seit einigen Monaten immer deutlicher gesehen. Allerdings ist es nicht allein die Energiepolitik, die dem Industriestandort Deutschland den Todesstoß versetzt. Auch das Verteidigungsministerium hat mit der deutschen Industrie nur noch wenig am Hut.

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) warnte deshalb bereits davor, dass das Bundesverteidigungsministerium zwar mehr als 16 Milliarden Euro für neue Kampfjets und Hubschrauber ausgeben wolle, von diesen Aufträgen allerdings allein die US-Rüstungsunternehmen profitieren würden.

Gekauft werden die neuen F 35 Kampfjets von Lockheed Martin und die CH-47-Hubschrauber von Boeing. Nicht einmal die Wartung der System werden später einmal deutsche Unternehmen vornehmen fürchtet der Verband, denn das Ministerium verzichtet in den Verträgen darauf, derartige Klauseln bereits in den Grundverträgen zu vereinbaren.

Weitsichtige Industriepolitik? Nein Danke!

Das war früher anders. So wurde beispielsweise in den 1950er Jahren, als die Bundesluftwaffe aufgebaut und der neue Starfighter beschafft wurde, vom damaligen Verteidigungsminister, Franz Josef Strauß, darauf geachtet, dass im Anschluss an eine erste Lieferung der neuen Waffensysteme möglichst viele der nachfolgenden Aufträge von deutschen Firmen ausgeführt wurden.

Lockheed stimmte damals dem Ansinnen zu, weil es sich den großen Auftrag aus Deutschland nicht entgehen lassen wollte. Die damalige Bundesregierung bestand auf einer stärkeren Integration deutscher Unternehmen, weil man bewusst den Wiederaufbau einer deutschen Luftfahrtindustrie unterstützen wollte.

Ohne diesen Schritt hätte es Jahre später den Airbus-Konzern in seiner heutigen Form vermutlich nicht gegeben. Wie anders ist die Lage heute. Heute verspürt die Bundesregierung offenbar nur noch die Neigung, CO2 am besten dadurch einzusparen, dass man sich jeder Produktion enthält und die benötigten Güter nur noch aus dem Ausland bezieht.