Armut für Alle statt Wohlstand für Alle

Ludwig Erhard, der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik, wusste, dass eine gute Wirtschaftspolitik gleichzeitig auch eine gute Sozialpolitik ist, weil sie erst jene Ausgaben ermöglicht, von denen die Sozialpolitiker immer geträumt haben und immer noch träumen. Wirtschafts- und Sozialpolitik wurden unter seiner Führung daher immer als eine Einheit verstanden. So entstand nach dem Krieg jener Wohlstand für Alle, der unter dem Begriff des Wirtschaftswunders die 1950er und 1960er Jahre bestimmte.

In der DDR wurde zeitgleich eine ganz andere Wirtschaftspolitik betrieben. Hier meinte der Staat, den Bedarf der Menschen planen zu müssen. Wohin das führte, ist bekannt. Schnell fiel die ostdeutsche Wirtschaft hinter die westdeutsche zurück und war 1990 bei der Wiedervereinigung an vielen Stellen nur noch ein Fall für die endgültige Abwicklung.

Auch heute meint die politische und zum Teil auch die wirtschaftliche Elite wieder dem Planen mehr huldigen zu müssen als dem freien Wirtschaften. Letzteres ist in der Tat anstrengend, denn es gibt Konkurrenz und man muss den Markt zu allen Zeiten immer genauestens beobachten. Tut ein Unternehmen dies nicht, droht es schnell, hinter die Wettbewerber zurückzufallen.

Neues Geld aus dem Nichts ist auch keine Lösung mehr

Was früheren Generationen aus Lehrbüchern oder eigener Erfahrung bekannt war, zählt heute nicht mehr. Heute darf stattdessen utopisch geträumt und dabei allen Ernstes behauptet werden, es sei nur eine Frage der eigenen Willenskraft, wann die erträumte Utopie endlich Wirklichkeit werden kann.

Doch während die deutsche Politik noch von einer besseren Zukunft träumt und diese zu planen verspricht, spürt die breite Bevölkerung bereits, die eiserne Macht der wirtschaftlichen Notwendigkeit. Früher, zu Ludwig Erhards Zeiten, goss man diese Weisheit in den Satz: „Man kann die Mark nur einmal ausgeben“. Heute gibt es die Mark zwar nicht mehr, der Inhalt der Aussage gilt aber immer noch.

Dumm nur, dass sich die deutsche Gesellschaft – wie andere westliche Gesellschaften auch – in den letzten zehn Jahren an den Gedanken gewöhnt hat, dass das Geld keinen Preis hat und damit nichts kostet. Diese Zeiten sind inzwischen vorbei und sowohl für den Einzelnen wie für die Allgemeinheit bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass Geld, das ausgegeben werden soll, zunächst verdient werden muss.

Dies umso mehr als neue Schulden bei hohen Zinsen schnell extrem teuer zu werden drohen und auf Dauer ohnehin kein Ausweg sind.