Wie lange hält die Regierung noch?

Nur sechs Monate nach ihrem Amtsantritt steht die schwarz-rote Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz bereits massiv unter Druck. Die aktuellen Umfragewerte des Instituts INSA zeigen eine deutliche Abkehr vieler Wählerinnen und Wähler von den Regierungsparteien. Zusammengenommen kämen CDU/CSU und SPD derzeit nur noch auf 39 Prozent – ein Ergebnis, das weit hinter den Erwartungen liegt und den wachsenden Vertrauensverlust gegenüber der Regierung sichtbar macht.

Sinkende Zustimmung – wachsende Skepsis

Besonders auffällig ist der Absturz der Union, die mit 24 Prozent ihren niedrigsten Wert seit Beginn der Koalition erreicht. Der Koalitionspartner SPD verliert ebenfalls und liegt aktuell bei 15 Prozent. Gleichzeitig setzt sich die AfD mit 26 Prozent an die Spitze des bundesweiten Parteienspektrums. Damit stellt sie nach derzeitigem Stand die stärkste politische Kraft in Deutschland dar.

Auch andere Parteien stagnieren oder verlieren an Zustimmung. Grüne und Linke bewegen sich mit jeweils 11 Prozent im Mittelfeld. Die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) liegen mit 4 Prozent unter der Fünf-Prozent-Hürde. Die politische Landschaft verschiebt sich damit spürbar – eine Entwicklung, die insbesondere die großen Parteien in Bedrängnis bringt.

Regierung in der Vertrauenskrise

Laut der INSA-Erhebung bewerten 66 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die Arbeit der Bundesregierung negativ – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Vorwoche. Immer mehr Menschen zweifeln daran, dass die Koalition ihre Versprechen einlösen kann. Fast die Hälfte der Befragten glaubt nicht, dass die Regierung ihre volle Amtszeit bis 2029 übersteht.

In der öffentlichen Wahrnehmung steht die Regierung für Stillstand und Uneinigkeit. Viele Bürger empfinden die politische Arbeit als abgekoppelt von den tatsächlichen Sorgen des Landes. Themen wie Wirtschaft, Energiepreise und Sicherheit werden zwar diskutiert, doch konkrete Lösungen bleiben Mangelware.

Kritik auch aus den eigenen Reihen

Selbst innerhalb der Union mehren sich warnende Stimmen. CSU-Chef Markus Söder forderte seine Parteikollegen auf, die politische Arbeit stärker an den Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten. „Eine Koalition darf nicht im Parteidenken steckenbleiben. Land geht immer vor Partei“, erklärte der bayerische Ministerpräsident. Seine Forderung nach mehr „Tempo“ bei den angekündigten Reformen zielt auf eine Regierung, die in vielen Bereichen als zu zögerlich wahrgenommen wird.

Wirtschaftliche Belastung und politische Entfremdung

Die Stimmung in der Wirtschaft bleibt angespannt. Unternehmen beklagen überbordende Bürokratie, langwierige Genehmigungsverfahren und hohe Steuerlasten. Während andere europäische Staaten auf Entlastung und Investitionsanreize setzen, sieht sich Deutschland mit einem wachsenden Regeldickicht konfrontiert. Zahlreiche Mittelständler verlagern ihre Produktion ins Ausland oder stoppen geplante Erweiterungen.

Die Regierung verweist zwar auf das geplante 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur, doch Kritiker sehen darin weniger eine Zukunftsinvestition als vielmehr eine neue Schuldenlast. Trotz gegenteiliger Ankündigungen droht eine steigende Belastung der öffentlichen Finanzen – ein Risiko, das in der Bevölkerung zunehmend auf Skepsis stößt.

Gesellschaftliche Stimmung kippt

Die Kluft zwischen politischer Führung und Bevölkerung wächst. Viele Menschen haben das Gefühl, ihre alltäglichen Sorgen würden nicht ernst genommen. Themen wie Wohnkosten, Inflation und Arbeitsplatzsicherheit treten in den Hintergrund, während die politische Debatte sich auf Fragen der Symbolpolitik konzentriert. Der Unmut über diese Schieflage spiegelt sich in den Umfragen wider und stärkt Parteien, die sich als Alternative zu den etablierten Kräften präsentieren.

Die schwarz-rote Koalition steht damit vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und gleichzeitig beweisen, dass sie handlungsfähig bleibt. Die sinkende Zustimmung zeigt, wie tief die Verunsicherung im Land reicht – und wie groß der Wunsch nach einer Politik ist, die wieder näher an den Alltag der Bürger rückt.