Frankreichs Staatshaushalt steht stärker unter Druck als je zuvor. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Bonität des Landes von „AA-“ auf „A+“ herabgestuft – ein Warnsignal für Europas zweitgrößte Volkswirtschaft. Der Schritt verdeutlicht, dass die anhaltend hohe Verschuldung und die politische Unsicherheit zunehmend das Vertrauen der Märkte belasten.
Schuldenlast auf Rekordniveau
Mit einer Gesamtverschuldung von rund 3,3 Billionen Euro trägt Frankreich eine der größten Lasten innerhalb der Eurozone. Die jährliche Neuverschuldung liegt derzeit bei über fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit verstößt das Land weiterhin gegen die europäischen Stabilitätsvorgaben. Paris finanziert seit Jahren einen Teil seiner Ausgaben über neue Kredite – ein Kurs, der sich angesichts steigender Zinsen immer weniger halten lässt.
Finanzminister Roland Lescure bemühte sich, die Entscheidung von Standard & Poor’s zu relativieren. Er sprach von einem „Ansporn, die Haushaltsdisziplin zu stärken“. Doch die nüchternen Zahlen sprechen eine andere Sprache: Frankreich hat nun bei zwei der drei großen Ratingagenturen die begehrte Doppel-A-Bewertung verloren und steht kreditwürdig nur noch auf dem Niveau von Spanien oder Portugal.
Politische Unsicherheit verschärft die Lage
Die Ratingexperten sehen nicht nur finanzielle, sondern auch politische Risiken. Frankreich erlebt derzeit eine Phase erheblicher Instabilität. Die Regierung unter Premierminister Sébastien Lecornu kämpft darum, im Parlament Zustimmung für ihren Sparhaushalt zu finden. Vorgesehen sind Einsparungen von rund 30 Milliarden Euro, doch gemessen an der Gesamtschuld wirkt das wie ein symbolischer Schritt.
Das Ziel, das Haushaltsdefizit bis 2029 auf drei Prozent zu senken, erscheint nach Einschätzung vieler Beobachter kaum realistisch. Die politischen Kräfteverhältnisse sind unklar, Reformvorhaben stoßen auf Widerstand – und die wirtschaftliche Dynamik bleibt schwach.
Auswirkungen über Frankreich hinaus
Die Herabstufung bleibt nicht ohne Folgen für Europa. Die Renditen französischer Staatsanleihen steigen, während Investoren zunehmend auf Sicherheit setzen und in deutsche Bundesanleihen ausweichen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten Fonds mit strikten Bonitätsregeln gezwungen sein, französische Papiere abzustoßen. Das wiederum würde die Zinskosten für Paris weiter erhöhen.
Frankreich steht damit exemplarisch für die Herausforderungen vieler europäischer Staaten: hohe Schulden, schwaches Wachstum und ein schwieriges politisches Umfeld. Wie lange sich diese Kombination finanzieren lässt, dürfte eine der entscheidenden Fragen für die Eurozone in den kommenden Jahren werden.