Die Europäische Zentralbank arbeitet intensiv an der Einführung eines digitalen Euro, während gleichzeitig die Nachfrage nach physischem Bargeld einen Rekordstand erreicht: Mit 30,4 Milliarden Euro im Umlauf zeigt sich ein paradoxes Vertrauen der Bürger in traditionelles Geld.
Bargeld: Immer noch gewollt
Kritiker warnen, dass der digitale Euro trotz gegenteiliger Beteuerungen der EZB ein Instrument zur Totalüberwachung werden könnte. Selbst wenn die Zentralbank direkte Nutzerverfolgung ausschließt, besteht die Gefahr, dass Konzerne wie Palantir Zugriff auf finanzielle Daten erhalten. Das US-Unternehmen, das kürzlich einen 10-Milliarden-Dollar-Auftrag des US-Militärs sicherte und Verbindungen zu Ex-Kanzler Sebastian Kurz unterhält, könnte Zahlungsströme mit Bewegungsprofilen und persönlichen Informationen verknüpfen – eine Praxis, die im Iran bereits zur gezielten Überwachung genutzt wurde.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die „Programmierbarkeit“ des digitalen Euro. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) legt ein „einheitliches programmierbares Hauptbuch“ an, das den Zentralbanken die Kontrolle darüber geben soll, wofür, wann und wo Geld ausgegeben wird. BIZ-Chef Agustin Carstens bezeichnete die Technologie 2023 als „vielversprechend“, ohne dabei die Risiken zu erwähnen: Sie ermöglicht es, Personen oder Gruppen gezielt von der Wirtschaft auszuschließen.
Ein Beispiel für die mögliche Anwendung liefert Großbritannien mit Plänen für einen „CO2-Reisepass“. Überschreitet ein Bürger seine jährliche „Kohlenstoffquote“, könnten digitale Zahlungen automatisch für als umweltschädlich eingestufte Ausgaben wie Tanken, Flugreisen oder den Kauf von Fleisch gesperrt werden. Dies würde eine technokratische Kontrolle des Konsums ermöglichen, gesteuert durch politische oder ideologische Vorgaben.