In Großbritannien hat die Umweltbehörde eine ungewöhnliche Empfehlung an die Bevölkerung gerichtet: Bürger sollen ihre alten E-Mails und Fotos aus digitalen Speichern entfernen, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. Was zunächst wie eine skurrile Idee anmutet, wird von offizieller Seite als ernsthafter Beitrag zum Kampf gegen die zunehmende Wasserknappheit präsentiert. Die Initiative unterstreicht, wie kreativ – und kontrovers – der Umgang mit Umweltproblemen geworden ist.
Der Hintergrund der Empfehlung ist folgender: Große Rechenzentren, die für die Speicherung von Daten sorgen, erfordern erhebliche Mengen an Wasser, um ihre Systeme zu kühlen. Indem Nutzer unnötige Dateien wie veraltete Nachrichten oder Fotos löschen, soll der Bedarf an Speicherplatz sinken, was wiederum den Kühlaufwand und damit den Wasserverbrauch verringern könnte. Allerdings wird diese Rechnung von Kritikern als zu vereinfacht dargestellt. Denn die Server in den Datenzentren laufen unabhängig davon weiter, ob individuelle Dateien vorhanden sind oder nicht – der Energie- und Wasserverbrauch bleibt somit weitgehend konstant.
Weniger Wasser verbrauchen!
Hinter dem Appell steht die Absicht, die Öffentlichkeit für einen bewussteren Umgang mit digitalen Ressourcen zu sensibilisieren. Dennoch wird bemängelt, dass die Behörde die tieferliegenden Gründe für die Wasserknappheit ausblendet. Dazu zählen langjährige Unterinvestitionen in die Infrastruktur, defekte Rohrleitungen, die zu massiven Verlusten führen, sowie eine insgesamt unzureichende Wasserpolitik. Statt diese Probleme anzugehen, werden die Bürger aufgefordert, persönliche Opfer zu bringen – etwa indem sie digitale Erinnerungen wie Familienbilder opfern.
Besonders auffällig ist der Kontrast zu den Aktivitäten großer Technologieunternehmen. Während Privatpersonen zu digitalem Minimalismus angehalten werden, expandieren Konzerne ihre Serveranlagen weiter, um Anforderungen in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, Kryptowährungen und Cloud-Computing zu bedienen. Diese Einrichtungen verzehren nicht nur enorme Wassermengen, sondern auch riesige Mengen an Energie, was die Ungleichheit in der Belastung unterstreicht.
Die britische Regierung positioniert sich oft als Pionier im Klimaschutz, doch Kritiker sehen in solchen Maßnahmen eher oberflächliche Gesten.