Inflationswelle noch nicht sichtbar – oder doch?

Die Inflationswelle wird kommen, haben Kritiker seit Wochen und Monaten angesichts der stetig weiter steigenden Schulden angekündigt. Noch sind die Inflationsraten niedrig. Sie liegen sowohl in den USA wie auch in der EU bei weniger als 2 %. 2 % sind die Zielmarke der Notenbanken, womit sich alles im Rahmen dessen bewegt, was wünschenswert ist.

Dies ist die oberflächliche Betrachtungsweise. Tatsächlich haben sowohl die Fed (Zentralbank der USA) wie auch die EZB (Europäische Zentralbank) bereits kundgetan, dass die Inflationsrate „im Durchschnitt“ in dieser Größenordnung verlaufen solle. Das ist ein gravierender Unterschied.

Inflationsrate – der kleine Trick

Der kleine Trick bedeutet, dass die Inflationsrate durchaus auf 3 % steigen kann, wenn sie vorher bei 1 % lag, ohne, dass die Zinsen erhöht würden. Da die Inflationsrate offiziell seit längerer Zeit bei deutlich weniger als 2 % verläuft, wäre es also vollkommen akzeptabel, wenn die Werte in den kommenden Monaten beispielsweise 3 % betragen würden – die Zentralbanken hätten ihr Inflationsziel eingehalten.

Es wäre nicht überraschend, wenn die Zentralbanken also nicht reagieren, wenn die Inflationsrate tatsächlich hochschnellt. Der zweite Mechanismus, der hier eine Rolle spielt, ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Die Umlaufgeschwindigkeit beschreibt, wie oft das Geld den Besitzer wechselt.

Die moderate Inflationsrate, die wir in den westlichen Ländern sehen, beschreibt folgenden Umstand: Die Geldmenge wächst deutlich schneller als der Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen, also die Gesamtproduktionsleistung. Da die Preise aber kaum steigen, deutet dies zwangsläufig auf eine langsamere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Die Sparquoten der Haushalte erhöhen sich.

Genau dies ist der Haken: Wenn die Haushalte anfangen, ihre Sparkonten wieder weniger stark zu befüllen als aktuell, dann steigt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes – und bei steigender Geldmenge auch die Inflationsrate.

Bislang können sich Zentralbanken und die Politik im Grunde nur dahinter verstecken, dass die Sparquoten so hoch sind. Glück gehabt, meinen Kritiker. Denn die Geldmenge kletterte innerhalb eines Jahres um 12,5 %. Ändert sich – etwa nach der Corona-Krise- das Sparverhalten, wird die Inflation anziehen – und zwar wahrscheinlich deutlich.