Afghanistan für den Weesten zunächst verloren

Nach dem in Kabul gestern Anschläge verübt worden sind, hat sich die Situation in Afghanistan noch einmal verschärft. Deutschland hat inzwischen alle Soldaten und Botschaftsmitglieder eigenen Angaben zufolge abgeschlossen und beendet deshalb die Evakuierung. Jetzt sind die Ortskräfte auf die Zusage der Taliban angewiesen, wonach auch nach dem Ende der Evakuierungsphase noch weitere Ausreisen möglich sein sollen. Der Afghanistan-Experte Markus Kaim, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), meinte nun dem RND gegenüber, dass Afghanistan für den Westen zunächst einmal verloren sei.

Nur noch Bittsteller

Er verwies auf eine „neue Realität“ im Umgang mit Afghanistan. Noch vor drei Wochen hätte man sich auspeitschen lasen müssen, wenn vorgeschlagen würde, mit den Taliban zu verhandeln. Das sei jetzt anders – es handle sich um den neuen Standard der Außen- und Sicherheitspolitik dieses Landes. Er sei skeptisch, dass die Taliban die Zusagen wegen der möglichen Ausreise von Afghanen, die „legale Dokumente“ hätten, ihr Wort tatsächlich halten würden. Vielmehr meinte er, dass die Taliban zahlreiche Zusicherungen, die sie in Doha gegeben hatten, als verhandelt worden ist, nicht eingehalten hätten.“

Sie seien demnach kein seriöser Verhandlungspartner. Er wäre auch nicht sicher, ob der Westen noch einen mäßigenden Einfluss auf die Taliban haben könne – zumal sich für die Gruppierung Alternativen anböten. Dies sind China und Russland. Die beiden Staaten würden zum einen vorsichtig sein, zum anderen aber geopolitische Ambitionen haben und verfolgen. „Sie lassen keinen Zweifel daran, wer die neuen regionalen Herrscher sind, an die die Taliban sich zu wenden haben.“ Sie würden gleichzeitig signalisieren, dass sie nichts gegen die Herrschaft der Taliban hätten.

Wie sagte Frau Merkel: All dies habe man nicht kommen sehen.