Wird die EZB zur zweiten Bank of Japan?

Weil die Renditen der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen nach der Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen im Juli erhöhen zu wollen, stark angestiegen sind, spielt die EZB bereits mit dem Gedanken, die Anleihenrenditen der Südländer mit unlimitierten Käufen zu stabilisieren.

Hinter dem Plan steht der Gedanke, dass eine einheitliche Währung auch mehr oder weniger einheitliche Renditen am Kapitalmarkt nach sich ziehen müsse. Doch damit negiert die EZB die Funktion des Zins als Gradmesser für das Risiko, das in einer Anleihe enthalten ist.

Diese Funktion ist sehr wichtig, weil die Anleger ansonsten das Gefühl für die Gefahren verlieren, die sie mit ihren Entscheidungen zum Kauf von Anleihen eingehen. Es ist halt ein Unterschied, ob Länder wie Italien und Griechenland mit 150 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts und mehr verschuldet sind oder dieser Satz wie bei den solider finanzierten Staaten noch unter 80 Prozent liegt.

Die Schwäche des Euros ist ein deutliches Warnsignal

Doch davon will die EZB nichts wissen. Sie fürchtet, dass die Schulden für Italien und die anderen überschuldeten Länder zu teuer werden könnten, sollten die Renditen zu stark steigen. Ein weiterer Ankauf von italienischen und griechischen Staatsanleihen könnte deshalb bedeuten, dass die Europäische Zentralbank an ihren Zinserhöhungen festhalten und zumindest kurzfristig den Bankrott der klammen Staaten verhindern könnte.

Damit würde dann aber auch der letzte Rest von Haushaltsdisziplin in der Eurozone aufgegeben. Das wäre fatal, denn es würde das Vertrauen der internationalen Anleger in den Euro weiter schwächen. Wohin das führen kann, zeigt aktuell das Beispiel Japan. Dort will die Bank of Japan ihre Zinsen nicht anheben.

Sie kauft stattdessen unverdrossen weiter japanische Staatsanleihen am Markt auf, um deren Renditen künstlich niedrig zu halten. Das wird nicht nur für die Bank of Japan ausgesprochen teuer, sondern auch für die Japaner, denn der Yen wertet gegenüber dem US-Dollar gerade dramatisch ab. Dadurch werden die Importe, vor allem die von Energie und Rohstoffen, noch teurer als sie es ohnehin schon sind.