Shell kehrt Russland den Rücken

Es dürfte eine der Reaktionen sein, welche die verantwortlichen Entscheider im Kreml in Moskau am meisten überrascht haben: Immer mehr Industrieunternehmen aus dem Westen ziehen sich aus Russland zurück, geben ihre Beteiligungen dort auf und wollen auch keine Güter aus Putins Reich mehr beziehen.

Wenn dies gerade im Rohstoff- und Energiebereich geschieht, ist die Gefahr für das Land besonders groß, denn Russland bezieht einen sehr großen Teil seiner Einnahmen und seines Steueraufkommens durch den Verkauf von Rohstoffen. Besonders im Fokus stehen dabei die Energierohstoffe Öl und Gas.

Da muss es zwangsläufig schmerzen, wenn ein westlicher Konzern wie Shell in diesen Tagen ankündigt, kein Erdöl und Erdgas aus Russland mehr kaufen zu wollen. Die Wirkung dieser Entscheidung werden die Geschäftspartner in Russland schnell spüren, denn wie Shell mitteilte, will man sofort damit aufhören, auf dem Spotmarkt kurzfristig russisches Öl und Gas zuzukaufen.

Der öffentliche Druck ist erheblich und Shell zieht die Konsequenzen

Bestehende Verträge mit russischen Partnern wird Shell einhalten. Allerdings sollen diese, wenn sie ausgelaufen sind, nicht mehr verlängert werden. Damit drohen der russischen Seite an dieser Stelle auch mittelfristige Konsequenzen, denn die derzeit noch fließenden Einnahmen aus diesen Geschäften sind je nach Laufzeit nur noch für wenige Wochen oder Monate kalkulierbar.

Auf sein Tankstellennetz in Russland will Shell ebenfalls verzichten. Die Tankstellen werden geschlossen und die Geschäftsaktivitäten im Land aufgegeben. Auch dieser Schritt wird sehr schnell umgesetzt werden, teilte der Ölkonzern in London mit. Etwas länger wird die Umstellung auf Lieferketten ohne russisches Öl und Gas in Anspruch nehmen.

Auch an dieser Stelle fährt der Konzern eine klare Linie, denn Shell hat erklärt, „so schnell wie möglich“ russisches Erdöl und Erdgas aus seinen Lieferketten zu entfernen. Die Umsetzung dieses Plans wird allerdings mehrere Wochen in Anspruch nehmen und dürfte auch zu Engpässen bei einigen Raffinerien führen.