Russlands Umgang mit den eigenen Verlusten. Nichts zu sagen ist auch eine Botschaft

Präsident Putin Portrait

Nach Leseart des Kremls findet in der Ukraine nur eine „militärische Spezialoperation“ statt. Von einem Krieg ist in den russischen Staatsmedien nicht die Rede. Außerdem läuft selbstverständlich alles nach Plan und die russischen Soldaten kämpfen, wie Präsident Wladimir Putin es unlängst ausdrückte, „heldenhaft“.

Wenn sie denn noch kämpfen können, möchte man anfügen, denn viele russische Soldaten können inzwischen nicht mehr kämpfen. Sie sind entweder tot, verwundet oder in ukrainischer Kriegsgefangenschaft. Wie viele Soldaten welches Schicksal ereilt hat, ist aber seit Wochen unklar.

Am 2. März publizierte die russische Regierung zum ersten und bislang auch letzten Mal offizielle Verlustzahlen. Zu diesem Zeitpunkt seien 498 Soldaten gefallen und weitere 1.597 verwundet worden. Dass seitdem keine neuen Zahlen veröffentlicht wurden, scheint darauf hinzudeuten, dass Moskau diese Meldung inzwischen als einen Fehler betrachtet.

Die indirekten Hinweise auf hohe Verluste häufen sich

Unabhängig von der Frage, ob die gemeldeten Zahlen zu diesem Zeitpunkt korrekt oder untertrieben waren, dürften sie mit dazu beigetragen haben, der eigenen Bevölkerung die Augen zu öffnen. Denn bei 500 Toten nach einer Woche Krieg, der angeblich gar keiner ist, dürften auch die naivsten Zeitgenossen nicht mehr daran glauben, dass die eigenen Soldaten in der Ukraine als Befreier begeistert empfangen werden.

Nun schweigt der Kreml. Doch die Russen müssen nicht einmal westliche oder gar ukrainische Nachrichtenquellen anzapfen, um ein Gespür dafür zu entwickeln, was im Nachbarland wirklich los ist. Seit dem 24. Februar häufen sich die Nachrufe auf junge Männer und in den russischen sozialen Netzwerken werden Fotos hochgeladen, die auf Beerdigungen und Trauerfeierlichkeiten aufgenommen wurden.

Am vergangenen Samstag meldete die russische Bouevardzeitung Komsomolskaja Prawda die Zahl von 9.861 Todesopfern unter den russischen Soldaten. Sie wurde schnell wieder entfernt. Es habe sich um eine von Hackern platzierte Falschmeldung gehandelt, wurde später erklärt.