Russland droht ein zweistelliger Rückgang des Bruttoinlandsprodukts

Präsident Putin Portrait

Raketen schlagen sehr schnell ein. Sanktionen hingegen wirken langsam, aber sie wirken. Auf diesem Zusammenhang baut die westliche Strategie auf, Russland im Konflikt mit der Ukraine durch Wirtschaftssanktionen zum Einlenken zu zwingen. Auch der russischen Seite ist mittlerweile klar, dass die Folgen durchaus gravierend sein werden.

Ob dies zu einem Umdenken auch bei Präsident Wladimir Putin führen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Russland auf eines der schlechtesten Jahre seiner Wirtschaftsgeschichte zuläuft. Es droht, dass lassen die neuesten Prognosen inzwischen erkennen, nicht weniger als der schwerste Konjunktureinbruch seit 1994.

Gegenüber der Nachrichtenagentur RIA erklärte der Chef des Rechnungshofs, Alexej Kudrin, dass die offizielle Prognose für das russische Wirtschaftswachstum eine Schrumpfung um mehr als zehn Prozent vorsehe. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Regierungsinsider, der davon ausgeht, dass sogar mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes zwischen zehn und 15 Prozent zu rechnen sei.

Schwaches Wachstum, extrem hohe Inflation

Sollte es so kommen, könnten Erinnerungen an das Jahr 1994 wach werden. In ihm hatte das russische Wachstum nach den Daten der Weltbank zum bislang letzten Mal ein zweistelliges Minus verzeichnet. Ob es so kommt, werden die kommenden Monate zeigen. In jedem Fall sind die ursprünglichen Erwartungen der russischen Regierung für das Wirtschaftsjahr 2022 längst Makulatur, denn der Kreml hatte ursprünglich mit einem Wachstum von drei Prozent geplant, nach 4,7 Prozent in 2021.

Stark leiden dürften die russischen Verbraucher. Sie müssen sich mit einer Inflationsrate von annähernd 24 Prozent herumschlagen. Damit hat die Teuerung ein Niveau erreicht, das zuletzt im Jahr 1999 erreicht wurde. Dass der geschwundene Wert des Rubels auch mit dem Krieg, der in den russischen Medien immer noch verharmlosend als Spezialoperation bezeichnet wird, zusammenhängt, dürfte auch dem einfachen Russen langsam dämmern.

Nach den offiziellen Angaben lag die Inflationsrate im März bei 17 Prozent. Das stellt gegenüber dem Februarwert von 9,15 Prozent fast eine Verdopplung dar. Einzelne Lebensmittel wie Zucker haben sich um 44 Prozent verteuert. Waschmaschinen kosten sogar um die Hälfte mehr. So wundert es nicht, dass viele Analysten für das laufende Jahr mit einer Inflationsrate von durchschnittlich knapp 24 Prozent rechnen.