Pekings Zorn und die Machtlosigkeit der westlichen Investoren

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Was Uber in den USA und Europa für sich anstrebt, das möchte der chinesische Konkurrent Didi im Reich der Mitte erreichen. Um die Expansion zu finanzieren, ging das Unternehmen erst am vergangenen Mittwoch an die Börse. Dieser Börsengang ist möglicherweise der gravierendste Fehler, den das Management des Unternehmens in den letzten Monaten gemacht hat, denn er wurde in New York an der Wall Street vollzogen.

Investoren, die beim Börsengang dabei waren, dürften nun das Gefühl haben, auf einer besonders heißen Herdplatte zu sitzen, denn seit Freitag ist klar, dass die chinesische Internetaufsicht, die Firma ganz oben auf ihrer Liste stehen hat. Noch nicht ganz klar ist, ob es sich bei dieser Liste nur um die Einhaltung der chinesischen Datenschutzbestimmungen geht, oder es sich um eine Art Straf- und Abschussliste handelt.

Hatte Chinas Cyberspace Administration (CAC) in der Vorwoche zunächst nur Untersuchungen bei Didi angekündigt und damit in New York einen Kursrutsch von fünf Prozent ausgelöst, wurde am Wochenende noch einmal kräftig nachgelegt, denn nachdem bei einer Untersuchung schwerwiegende Verstöße bei der Erhebung und Verwendung von personenbezogenen Daten festgestellt worden seine, ordnete die CAC die Löschung der Didi-App aus allen chinesischen AppStores an.

Bevor die App in den AppStores wieder zugelassen werde, müssten die Missstände zunächst beseitigt werden. Didi teilte mit, dass der Konzern bereits daran arbeite, die App gemäß den regulatorischen Bedingungen zu korrigieren. Ob dies reichen wird, den Unmut der Aufsichtsbehörden zu besänftigen, bleibt abzuwarten.

Erinnerungen an Alibaba werden wach

Nicht nur in China wird bereits darüber spekuliert, dass es der Regierung in Peking nicht primär um die Datensicherheit im Land, sondern um die Kontrolle der in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Tech-Konzerne im Land geht. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, könnte die scharfe Reaktion vom Wochenende auch eine Art Rache dafür sein, dass der Börsengang in New York und nicht in Shanghai, Shenzhen oder Hongkong durchgeführt wurde.

Bei den Investoren werden derweil Erinnerungen an den letzten Herbst wach. Damals wurde der geplante Börsengang der Finanzsparte von Alibaba nur wenige Tage nach einer kritischen Rede von Alibaba-Gründer Jack Ma abgesagt. Seitdem sind nicht nur Alibaba, sondern auch der Lieferdienst Meituan und der Internet-Konzern Tencent in den Fokus der Aufsichtsbehörde geraten.

Im April lud die Wettbewerbsbehörde SAMR gleich 34 Unternehmen zu einem Treffen ein und drohte ihnen schwere Strafen an, sollte in Zukunft gegen die Gesetze des Landes verstoßen werden.

Die neue Woche begann für die westlichen Investoren mit weiteren Hiobsbotschaften, denn die CAC kündigte Untersuchungen gegen Full Truck Aliance, einem Vermittler für LKW-Fahrdienste, und gegen die Rekrutierungsplattform Boss Zhipin an. Zufall oder nicht: Beiden Unternehmen ist gemeinsam, dass sie seit Kurzem an der New Yorker Wall Street gehandelt werden.