Milliarden so weit das Auge reicht

In den Monaten der Corona-Pandemie waren die westlichen Regierungen nicht knauserig. Um die wirtschaftlichen Folgeschäden in Grenzen zu halten, wurden Finanzhilfen in zuvor nicht gekanntem Umfang gewährt. Finanziert wurden die Ausgaben – sehr solide wie immer – ausschließlich über neue Schulden.

Auch der vermeintliche Musterknabe Deutschland bildet an dieser Stelle keine Ausnahme. Der alten Regierung kam und der neuen Regierung kommt dabei entgegen, dass die Bonität des Landes mit einem sogenannten Tripple-A-Rating sehr hoch ist. Investoren haben daher derzeit wenig Bedenken, dem deutschen Staat Geld zu leihen.

Von dieser Möglichkeit wurde im laufenden Jahr ausgiebig Gebrauch gemacht. Insgesamt wurden bei 120 Auktionen Schuldtitel im Gegenwert von 463,5 Milliarden Euro ausgegeben. Würde die Begleichung dieser Beträge nicht immer wieder in die Zukunft vertagt, müsste jeder Kopf der Bevölkerung 5.800 Euro zur Finanzierung dieser gigantischen Sause beisteuern.

Rekordhohe Neuverschuldung von 240 Milliarden Euro

Um die zahlreichen Corona-Ausgaben zu finanzieren verabschiedete der Bundestag im April einen Nachtragshaushalt. Er sah eine bislang nicht gekannte Neuverschuldung von bis zu 240 Milliarden Euro vor. Nicht nur sie wollte bezahlt werden. Es mussten auch alte fällige Anleihen durch neue ersetzt werden. Wobei sich niemand mehr daran zu stören scheint, dass der deutsche Staat alte Schulden nur noch dann zurückzahlen kann, wenn er zuvor neue aufgenommen hat.

Trotzdem sind bei den institutionellen Anlegern deutsche Staatsanleihen weiterhin sehr beliebt. Sie werden im großen Stil an den Anleihemärkten gehandelt und können deshalb jederzeit in fast jeder Menge gekauft oder verkauft werden. Damit haben die deutschen Anleihen quasi den Status von Bargeld.

Einer der größten Käufer ist die Bundesbank, wenn sie im Auftrag der Europäischen Zentralbank die Finanzmärkte mit billigem Geld flutet. Dabei werden die Zinsen gezielt gedrückt. Das ist gut für den deutschen Staat, denn dieser „zahlt“ für seine Schulden derzeit einen Zinssatz von minus 0,7556 Prozent und schlecht für all diejenigen, die sich von Kapitallebensversicherungen und anderen traditionellen Geldanlagen ein finanziell abgesichertes Leben im Alter erhoffen.