Ist die Börsenparty vorbei?

Turbokapitalismus

An den Aktienmärkten waren die letzten Handelstage von empfindlichen Verlusten gekennzeichnet. Verluste sind an der Börse normalerweise nicht unüblich. Sie gehören zum Handelsgeschehen wie die Nacht zum Tag. Doch in den letzten Jahren sind die Anleger durch die lockere Geldpolitik der Notenbanken so sehr verwöhnt worden, dass eine Reihe von Tagen mit fallenden Kursen plötzlich wie Katastrophen wirken.

Die Verunsicherung ist groß, was sich zum Beispiel auch daran zeigt, dass die Nachricht von der ersten Infizierung eines Amerikaners mit der Omikron-Variante des Corona-Virus die US-Börse am Mittwoch eine laufende Erholung spontan beenden ließ. Die Anleger legten umgehend den Schalter um und schickten die Kurse auf Talfahrt.

Entscheidender als die Gefährlichkeit der Omikron-Variante und der weitere Verlauf der Corona-Pandemie dürfte für die Aktienmärkte allerdings die Geldpolitik der US-Notenbank werden. Hier kündigt sich bereits seit Wochen eine entscheidende Veränderung an und gerade in den letzten Tagen agierten leitende Zentralbanker, allen voran, Jerome Powell, der Chef der Federal Reserve Bank, mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig ließ.

Rückenwind wandelt sich in Gegenwind

Hier bahnt sich eine Art Gezeitenwechsel an und wie beim Umschwung von Flut auf Ebbe sind die Auswirkungen im ersten Moment noch nicht zu erkennen. Und dennoch vollzieht sich unter der Oberfläche eine entscheidende Veränderung. So auch jetzt an den Finanzmärkten.

Bislang konnten sich diese auf die Unterstützung durch die US-Notenbank verlassen. Das förderte gerade am Aktienmarkt die Bereitschaft, höhere Risiken einzugehen, denn die Anleger wussten, dass die FED sie im Fall der Fälle mit weiteren Milliarden retten würde.

Diese Sicherheit besteht nun nicht mehr, denn Jerome Powell hat klar zu erkennen gegeben, dass der Kampf gegen die Inflation aufgenommen wird. Das bedeutet in einem ersten Schritt, dass die Geldspritzen der FED schneller auslaufen werden als noch im Oktober angekündigt.

Das allein reichte schon aus, um dem Markt kurzfristig den Stecker zu ziehen, denn der wesentliche Grund für die anhaltende Party am US-Aktienmarkt waren in den vergangenen Jahren nicht so sehr die steigenden Gewinne der Unternehmen, sondern der nicht abreißende Strom frischen Zentralbankgelds.