Ist das Vertrauen in die Notenbanken noch gerechtfertigt?

Die Aussage, die die US-Finanzministerin Janet Yellen am 5. Februar 2021 vor dem US-Kongress tätigte, hatte etwas Beruhigendes, denn die ehemalige Chefin der US-Notenbank, die sich nun anschickte, das Finanzministerium zu übernehmen, erklärte den Abgeordneten: „Ich habe viele Jahre damit verbracht, die Inflation zu studieren (…). Und ich kann Ihnen sagen, dass wir die Instrumente haben, um mit diesem Risiko umzugehen, sollte es sich verwirklichen.“

Im weiteren Verlauf des Jahres verwirklichte sich die Inflation, welche Janet Yellen so eifrig studiert hatte und im Griff zu haben glaubte. Sie war mit ihrer Meinung nicht allein. Viele Notenbanker erklärten in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres, dass die Inflation nur ein temporäres Problem sei und man deshalb durch sie hindurchsehen werde.

Etwas mehr als 16 Monate sind seit der Kongressrede der neuen Finanzministerin nun vergangenen. Ihr Nachfolger, der amtierende Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell sah sich am 15. Juni 2022 jedoch genötigt, zu erklären: „Wir müssen die Preisstabilität wiederherstellen, denn sie ist das Fundament der Wirtschaft.“

Die Kontrollillusion der Notenbanken zerplatzt

Ist das nun der verantwortungsvolle Umgang mit dem Risiko Inflation, das Janet Yellen vor gut eineinhalb Jahren so überzeugt verkündet hatte? Erst die Inflation ignorieren und kleinreden wo man nur kann, um am Ende doch in einen neuen Zyklus von Zinserhöhungen einzuschwenken und diesen in einer geradezu hektischen Art und Weise Wirklichkeit werden zu lassen?

Die Worte Janet Yellens fielen, als die Liquiditätsversorgung im Zuge der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt erreichte. Damals glaubten viele Notenbanker und auch Ökonomen, dass das viele Geld aus dem Nichts, das man in den letzten zehn Jahren geschaffen hatte, keinen inflationären Schub auslösen würde.

Der Glaube, man können den Gang der Wirtschaft punktgenau vorhersehen und diese daher sehr fein steuern, hat sich in den vergangenen Monaten als ein Irrglaube erwiesen. Nun liegen die Nerven blank. Nicht nur bei den hektisch der verlorenen Zeit hinterherlaufenden Notenbankern, sondern auch bei den Anleger.