Inflationsalarm: Der Materialmangel in der deutschen Wirtschaft nimmt wieder zu

In den letzten Monaten des alten Jahres sowie im Januar und Februar hatte sich die Materialknappheit in der deutschen Industrie wieder etwas entschärft. Zwar blieben die angespannten Lieferketten ein drängendes Problem, doch eine zunehmende Entspannung der Lage schien sich einzustellen.

Sie ist als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine wieder hinfällig geworden, denn wie das Münchener Ifo Institut am Freitag mitteilte, hat sich der Materialmangel in der deutschen Wirtschaft durch den Beginn des Krieges wieder deutlich verschärft, weil die Zahl der Unternehmen, die über Materialengpässe klagen, erneut auf 80,2 Prozent angestiegen ist.

Im Februar hatte diese Zahl noch bei 74,6 Prozent gelegen. „Die Attacke auf die Ukraine hat die Lage für viele Unternehmen nochmals verschlechtert“, berichtete der Leiter der Ifo-Umfragen, Dr. Klaus Wohlrabe. „Zu den bestehenden sind nun neue Probleme in den Lieferketten hinzugekommen.“ Überraschen kann die neue Entwicklung nicht, denn 17 Prozent der Firmen in der Industrie importieren Waren und Vorprodukte aus Russland bzw. der Ukraine.

Schlüsselindustrien sind besonders stark betroffen

Massiv über den Materialmangel geklagt, wird weiterhin in allen Teilen der deutschen Industrie, wobei das Verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil von 80,2 Prozent besonders stark betroffen ist. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes berichten der Maschinenbau und die Elektroindustrie mit jeweils 90,7 Prozent sowie die Automobilindustrie mit 90,1 Prozent besonders häufig von Materialengpässen.

Einen extremen Anstieg erfuhr das Niveau der Klagen auch in der Chemischen Industrie. Hier schnellte der Anteil der betroffenen Firmen von 58,4 Prozent im Februar auf 70,5 Prozent im März empor. Auch bei den Herstellern von Bekleidung berichteten inzwischen wieder deutlich mehr Unternehmen von Knappheiten.

„Ursprünglich hatten die Unternehmen für den Sommer mit einer Entspannung gerechnet. Die wird sich nun weiter verzögern“, ergänzte Klaus Wohlrabe. Für die Endverbraucher verheißt diese ungünstige Entwicklung vermutlich nichts Gutes, denn schon im letzten Jahr schlugen sich die Materialengpässe bei den Herstellern in deutlich gestiegenen Preisen nieder.