Führt der Dämmwahn zu Feuerkatastrophen?

Am Anfang der Woche brannte im Essener Univiertel in der Bargmannstaße nicht nur eine einzelne Wohnung, sondern gleich ein ganzer Wohnblock, vier Stockwerke hoch und mit einer Fassadenlänge von ca. 65 Metern. Alarmiert wurde die Essener Feuerwehr um 2.15 Uhr in der Nacht. Unter Kontrolle war das Feuer erst gegen 9.00 Uhr am Morgen.

Gerettet werden konnte so gut wie nichts. Sogar an 15 Meter entfernt stehenden Gebäuden schmolzen die Rollläden und barsten die Fensterscheiben, so groß war die Wärmestrahlung des Feuers. Weitgehend Glück im Unglück hatten die 128 Bewohner. Nur drei von ihnen mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die übrigen kamen mit dem Schock davon.

Der gesamte Wohnblock gilt als einsturzgefährdet. Sogar eine Stahltüre ist in dem nur sechs Jahre alten Gebäude geschmolzen. Warum sich das Feuer so schnell ausbreiten konnte, müssen Sachverständige nun klären. Der kräftige Wind dürfte eine Rolle gespielt haben, doch selbst erfahrene Feuerwehrleute zeigten sich überrascht von der Geschwindigkeit, mit der sich die Flammen ausbreiteten.

Gefahrenquelle Fassendenisolierung?

Zu prüfen haben die Sachverständigen auch, in wie weit die Wärmedämmung an der Fassade die extrem schnelle Ausbreitung der Flammen begünstigt hat. Von den Brandsachverständigen werden sie schon seit Jahren kritisch gesehen. Insbesondere der in ihnen enthaltene Styropor kann, einmal in Brand geraten, von der Feuerwehr kaum mehr gelöscht werden, denn in jedem Kubikmeter Styropor stecken rund zwei Liter Öl.

Während neue Gesetze vorschreiben, dass die Dämmschichten immer dicker werden müssen, stellte der inzwischen verstorbene Dämmkritiker und Bauingenieur Konrad Fischer schon vor Jahren fest, dass die Wärmedämmung keinen Sinn mache, sondern nur durch einen Rechenfehler in die Gesamtrechnung eingefügt werde, weil man den Einfluss der Sonneneinstrahlung schlicht vergessen habe.

Dass dickere Dämmschichten ab einer gewissen Dicke keinen Mehrwert mehr bringen, wohl aber die Brandgefahr erhöhen, störte den Gesetzgeber bislang nicht. Ein Sprecher des Eigentümers, der Wohungsbaufirma Vivawest Wohnen GmbH, erklärte auf Nachfrage, dass die Fassade des abgebrannten Wohnkomplexes überwiegend mit Mineralfaserplatten gedämmt war. Sie gelten als schwerer entflammbar als Styorpor.

Unbrennbar sind sie allerdings auch nicht, wie die Nacht vom Sonntag auf den Montag eindrucksvoll belegt hat. Da sich Brände dieser Art inzwischen häufen und auch Tote zu beklagen sind, wie Christoph Schoneborn, der Landesgeschäftsführer des Feuerwehr-Verbands NRW bestätigte, sollte die strittige Dämmfrage noch einmal gründlich von vorne aufgearbeitet und entschieden werden.