Erst Corona, dann die Flut – Der Leidensweg des deutschen Tourismus hält an

Die Bilder von der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands bleiben nicht ohne Folgen. Zahlreiche Reisen wurden auch in jenen Regionen storniert, die selbst gar nicht vom Hochwasser und seinen Schäden betroffen sind, etwa die Pfalz oder Rheinhessen. Das trifft gerade die ländlichen Regionen, die stark auf den Tourismus als Einnahmequelle angewiesen sind, sehr hart.

Noch stärker betroffen sind natürlich die Katastrophenregionen selbst. Hier haben viele Hoteliers und Gastwirte in den letzten Wochen fast alles verloren. Zunächst riss die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Reisebeschränkungen tiefe Löcher in die Kassen der Beherbergungsbetriebe.

Das ganze Ausmaß der Flut lässt sich derzeit noch nicht abschätzen, denn gerade die Vulkaneifel und die Moselregion sind beliebte Urlauberziele. Im Kreis Ahrweiler gibt es nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) so gut wie keine Hotels und Wirtshäuser mehr, die in den kommenden zwölf Monaten in der Lage sein werden, Gäste aufzunehmen.

Zerstörte Infrastruktur als Belastungsfaktor

Selbst wenn die eigenen Gebäude durch die Wassermassen nicht beschädigt wurden, machen zerstörte Straßen und Schienen, aber auch die unterbrochene Wasser-, Gas- und Elektrizitätsleitungen einen normalen Ferienbetrieb derzeit nahezu unmöglich. Zahlreiche Zimmer und Betten werden auch deshalb leer bleiben, weil viele Deutsche davon ausgehen, dass das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz von der Katastrophe betroffen sei.

Eine erste Schätzung des Bundesverbandes der Campingwirtschaft (BVCD) geht davon aus, dass 15 Campingplätze, vier in Nordrhein-Westfalen und elf in Rheinland-Pfalz, so schwer verwüstet sind, dass sie auf unbestimmte Zeit nicht mehr benutzt werden können. Da die Betreiber traditionell etwa 70 Prozent ihrer Umsätze in den Monaten Juli und August machen, hätte das Wasser für die Branche zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können.

Nur mäßig betroffen sind die Anbieter von Flusskreuzfahrten. Sie haben immer wieder mit Hoch- oder Niedrigwasser zu kämpfen und haben gelernt, mit diesen Problemen umzugehen. Nur wenige Kreuzfahrten wurden deshalb abgesagt. Zudem wird damit gerechnet, dass die Donau nach dem Wochenende ab Passau wieder befahrbar sein wird. Gleiches gilt für die Mosel und die gesamte Rheinstrecke.