E.on-Deutschlandchef bereitet die Verbraucher auf drastische Preiserhöhungen vor

Eine Aussage wie diese lag in der Luft, denn kein Unternehmen der Welt kann seine Vorprodukte dauerhaft zu ständig höheren Einkaufspreisen beziehen, diese aber auf Dauer nicht an die eigenen Kunden weitergeben. Früher oder später werden deshalb auch die stark erhöhten Preise für Gas und Strom beim deutschen Verbraucher ankommen.

Ein Gespür für die Teuerung, die sich langsam auf sie zubewegt, haben die deutschen Verbraucher bereits entwickelt. Nun haben sie auch die Gewissheit, dass es so kommen wird, denn in einem Gespräch mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ hat Filip Thon, der Deutschland-Chef des Energieversorgers Eon, die Verbraucher auf drastische Preiserhöhungen vorbereitet.

„Wir müssen diese beispiellose Lage auf dem Markt in unserer Preisgestaltung auch anteilig abbilden, versuchen aber so viel wie möglich abzufedern“, erklärte Filip Thon und wies darauf hin, dass die Preise im Großhandel für Erdgas im Vergleich zum Frühjahr 2020 heute zum Teil um den Faktor 20 höher liegen als noch vor einem Jahr.

Strom und Gas werden teurer

Beim Strom betragen die Aufschläge „nur“ das Achtfache des Preises von Anfang 2021, sodass für die Versorger auch an dieser Stelle Handlungsbedarf besteht. Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit kaum ein Anbieter seriös kalkulieren kann, wie hoch die Preiserhöhungen ausfallen müssen, damit sie die veränderte Situation angemessen widerspiegeln.

„In der Stromgrundversorgung wurden bereits mehr als 1.000 Erhöhungen angekündigt und zum Teil schon durchgeführt. Da geht es um Aufschläge von durchschnittlich 35 Prozent“, erklärte der E.on-Deutschlandchef im Interview. Für E.on wie für andere Versorger wird es dabei entscheidend sein, ob es im Sommer gelingen wird, genügend Gas zu attraktiven Preisen zu kaufen, damit die leeren Gasspeicher wieder für den Winter gefüllt werden können.

„Derzeit sind die Speicher nur zwischen 25 und 27 Prozent gefüllt. Das ist ein sehr niedriges Niveau, entsprechend hoch wird die Nachfrage zum Füllen der Speicher sein. Und das treibt die Preise. Die Lage ist sehr angespannt – auch ohne Lieferstopp“, warnte Filip Thon.

Drastische Folgen könnten der deutschen Volkswirtschaft drohen, sollte gar kein russisches Gas mehr nach Europa geliefert werden. Der Forderung nach einer vom Staat festgelegten Preisobergrenze erteilte er eine Absage, denn diese beinhalten die Gefahr, dass der Markt endgültig zusammenbreche.