Die Strafzinsen treiben die Menschen an die Börse

Börseninvestments, das waren zu früheren Zeiten Anlagen für risikobewusste Anleger, die einen Hang zur Spekulation hatten. Diese Zeiten sind inzwischen vorbei, denn immer mehr Menschen drängen an die Kapitalmärkte. Es sind dabei nicht nur die ganz jungen Jahrgänge, die in diesen Monaten den Weg auf das nicht immer ganz einfache Börsenparkett finden.

Auch viele ältere Kunden wagen diesen Schritt. Sie haben früher einen großen Bogen um Aktien, Rohstoffe und andere Kapitalanlagen gemacht, die für sie mit einem höheren Risiko verbunden schienen. Ihr Blickwinkel hat sich in der Zwischenzeit jedoch entscheidend geändert.

Als wichtigster Grund für diesen Sinneswandel können die niedrigen und mittlerweile auch negativen Zinsen auf Bankguthaben genannt werden. Seit immer mehr Institute für größere Summen sogenannte „Verwahrentgelte“, also Strafzinsen, verlangen, wird auch dem geduldigsten Bankkunden klar, dass sein Geld erstens nicht mehr erwünscht ist und zweitens auch keine positive Rendite mehr erwirtschaftet.

Die Suche nach Auswegen läuft auf Hochtouren

Not macht bekanntlich erfinderisch und so suchen viele Deutsche inzwischen nach Lösungen für ihr Geldproblem. Ein Wechsel der Bank, für viele vor Jahren noch fast unvorstellbar, wird inzwischen von fast jedem zweiten Bankkunden (46 Prozent) erwogen. Viele verteilen ihre Guthaben auch auf mehrere Institute, um so den Strafzinsen zu entgehen.

Das mag bei den Strafzinsen möglicherweise gelingen. Der Inflation kann der Kunde mit dieser Lösung jedoch nicht entgehen. Sie frisst in diesem Jahr selbst nach offiziellen Angaben bereits 3,9 Prozent der Kaufkraft. So reift in immer mehr Bankkunden der Gedanke heran, sich vom klassischen Sparer zum Anleger weiterzuentwickeln.

Immerhin 24 Prozent der Bankkunden können sich eine Veränderung in diese Richtung vorstellen. Das sind nur zwei Prozentpunkte weniger als über einen Bankwechsel nachdenken (26 Prozent). Die Strafzinsen einfach hinnehmen wollen nur noch fünf Prozent der Kunden. Im vergangenen Jahr hatte dieser Anteil noch bei 23 Prozent, also knapp einem Viertel gelegen. Erhoben wurden all diese Zahlen in einer repräsentativen Umfrage des Investmenthauses JP Morgan.