Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahren deutlich gesunken

Die anhaltenden Fortschritte in der Medizin und die verbesserte medizinische Versorgung in allen Teilen der Bevölkerung führte im Lauf des 20. Jahrhunderts dazu, dass die Deutschen im Schnitt immer älter wurden. Auch in den ersten zwei Dekaden des neuen Jahrhunderts hielt diese Entwicklung zunächst an.

Die neuesten Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) deuten jedoch an, dass diese positive Entwicklung zumindest einen Rückschlag erlitten hat, denn seit dem Beginn der Pandemie ist die Lebenserwartung in allen Teilen der Bevölkerung wieder deutlich zurückgegangen.

Ein heute neue geborenes Mädchen kommt nur noch auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 83,2 Jahren. Im Jahr 2019 war die Lebenserwartung der neugeborenen Mädchen noch um 0,4 Jahre höher. Bei den neugeboren Jungen liegt die aktuelle Lebenserwartung bei 78,2 Jahren. Vor drei Jahren lag sie noch um 0,6 Jahre höher.

In Ostdeutschland ist der Rückgang der Lebenserwartung besonders groß

Als wesentlichen Grund für die reduzierte Lebenserwartung gibt das Statistische Bundesamt die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahl während der Coronazeit an. So verzeichnete Deutschland etwa 70.000 bis 100.000 zusätzliche Sterbefälle in den ersten beiden Jahren der Pandemie.

Zwar wird aufgrund des zunehmenden Alters der Bevölkerung mit wachsenden Sterbezahlen gerechnet, doch dieser Effekt hat sich in den Jahren 2020 und 2021 nochmals spürbar verstärkt. 2020 stiegen die Sterbefallzahlen mit fünf Prozent und 2021 mit vier Prozent deutlich stärker an als in den Vorjahren.

Das Robert-Koch-Institut meldet für die beiden Jahren 2020/2021 insgesamt 115.000 Fälle in denen Menschen mit oder an Corona gestorben sind. Das erklärt aber nur etwas mehr als die Hälfte der 70.000 bis 100.000 Todesfälle die in beiden Jahren jeweils zu verzeichnen waren. Ein Teil der Todesfälle kann damit nicht auf das Virus zurückgeführt werden, sondern muss andere Ursachen haben.

Verstörend ist auch, dass die Lebenserwartung in Ostdeutschland stärker sank als im Westen. Für Jungen, die in den östlichen Bundesländern geboren wurden, sank die durchschnittliche Lebenswartung in den letzten drei Jahren um 1,3 Jahre. In den westlichen Bundesländern betrug der Rückgang nur 0,4 Jahre. Bei den neugeboren Mädchen ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier sank die Lebenserwartung im Westen nur um 0,3 Jahre, während sie im Osten um 0,9 Jahr zurückging.