Die Corona-Kriminalität boomt

Chancen machen Diebe, das wissen erfahrene Polizisten und Staatsanwälte nur zu gut. Auch die Corona-Pandemie bietet an dieser Stelle viele Möglichkeiten, sich auf illegale Weise zu bereichern. Immer häufiger jagen die staatlichen Ermittler deshalb nicht nur die normalen Ganoven, sondern auch jene, welche die Corona-Pandemie als „Geschäftsfeld“ für sich entdeckt haben.

Eine Umfrage der Wirtschaftswoche bei den 16 Landeskriminalämtern ergab, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren beständig zugenommen hat. Aktuell sind es im gesamten Bundesgebiet 3.100 Verfahren. Besonders stark betroffen ist Bayern mit annähernd 900 Fällen. Aber auch andere Länder sind betroffen. Allein in Köln werden von der Staatsanwaltschaft derzeit 70 Ermittlungsverfahren bearbeitet.

Dabei gehen die Landeskriminalämter von einer erheblichen Dunkelziffer aus, denn längst nicht alle Straftaten werden entdeckt und verfolgt. Besonders hoch ist derzeit im Darknet die Nachfrage nach gefälschten Impfpässen. In Sachsen haben sich die einschlägigen Verfahren seit Mai verdreifacht und in Bremen erhöhte sich die Zahl der bearbeiteten Fälle innerhalb des letzten Monats von elf auf aktuell 54 Fälle.

Gesetzgeber schließt Lücke

Bislang hatten die Straftäter relativ wenig zu fürchten, denn strafbar machte sich nur, wer manipulierte Dokumente zu Gesundheitsfragen offiziell gegenüber Versicherungen oder Behörden einsetzte. Keine Strafe zu fürchten hatte, wer die gefälschten Pässe in Apotheken oder in der Gastronomie einsetzte.

Inzwischen weht ein anderer, wesentlich schärferer Wind, denn das Fälschen und der Gebrauch von gefälschten Dokumenten sind keine Bagatelle mehr. Sie können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden. Erkennt der Richter eine gewerbs- oder bandenmäßige Täuschung, kann das Strafmaß sogar bis auf fünf Jahre ansteigen.

In Fachkreisen wird davon ausgegangen, dass das Schließen der Gesetzeslücke zumindest eine abschreckende Wirkung haben wird. Ob das Phänomen gefälschter Gesundheitsdokumente damit ebenso schnell wieder verschwindet, wie es in der Pandemie aufgekommen ist, bleibt abzuwarten.