Deutschland hat inzwischen ein Standortproblem

Der Außenwert des Euros ist im Vergleich zu US-Dollar inzwischen auf die Parität zurückgefallen. Auch an diesem Detail zeigt sich, dass die Eurozone inzwischen ein gravierendes Standortproblem hat. Von ihm ist Deutschland als die wichtigste und größte Volkswirtschaft der Eurozone selbstverständlich mitbetroffen.

Ein wesentlicher Grund für die Schwäche des Euros ist das fehlende Vertrauen der internationalen Anleger. Sie hegen starke Zweifel an der Zukunft der Eurozone. Deshalb schichten sie ihr Geld in andere Währungsräume um. Dass der Euro nicht nur im Vergleich zum US-Dollar sinkt, sondern auch gegenüber anderen Währungen wie dem Schweizer Franken oder der Norwegischen Krone nachgibt, unterstreicht diese Zweifel.

So hat die europäische Gemeinschaftswährung allein von Anfang 2021 bis zum Juli 2022 rund 18 Prozent ihres Werts eingebüßt. Für die Währung eines einzelnen Landes ist das schon ein herber Verlust. Für einen Währungsraum mit mehreren größeren Volkswirtschaften sind 18 Prozent Wertverlust hingegen ein dramatischer Beweis anhaltenden Misstrauens.

Aus einem Standortvorteil ist ein Standortnachteil geworden

Im internationalen Standortwettbewerb droht der Euroraum immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. Die Krise ist dabei durchaus hausgemacht, denn die Staaten der Eurozone haben die vergangenen Jahre mit ihren niedrigen Zinsen nicht dazu genutzt, ihre Situation zu verbessern.

Notwendige Strukturreformen, die dazu gedient hätten, den Wirtschaftsstandort zu stärken, unterblieben. Stattdessen wurden neue Schulden aufgebaut. Wobei das aufgenommene Geld nicht sinnvoll investiert, sondern meist konsumiert wurde in Form von Sozialausgaben.

Sollte Russland den europäischen Staaten in den kommenden Monaten den Gashahn endgültig zudrehen, könnte dies der letzte Tropfen sein, der das Fass endgültig zum Überlaufen bringt. Dabei ist Wladimir Putin nicht – wie in den deutschen Medien oft behauptet wird – der Schuldige an der Misere.

Die Schuld liegt eindeutig an den Europäern selbst. Dem russischen Präsidenten fällt höchsten die Aufgabe zu, den Totengräber zu spielen.