Der Krieg in der Ukraine war ein Schock für die deutsche Automobilindustrie

Für die deutschen Automobilhersteller und ihre Zulieferer war der 24. Februar ein Schock. Er hat quasi über Nacht einen leicht optimistischen Blick in die Zukunft in sehr negative Erwartungen gewandelt, denn wie das Münchener Ifo Institut am Dienstag mitteilte, brachen die Erwartungen für die wirtschaftliche Geschäftstätigkeit bei den Automobilherstellern massiv ein.

Noch für den Februar hatten die Münchener Forscher in ihrem Umfragen einen positiven Wert von 14,4 Punkten ermittelt. Er sackte in der Märzumfrage auf minus 43,1 Punkte ab und zeigt damit eine erhebliche Eintrübung der Geschäftsaussichten innerhalb der Branche an. Als besonders belastend wird dabei empfunden, dass der russische Angriff auf die Ukraine die ohnehin hohen Preise für Öl und Gas weiter verteuert hat.

„Das weckt Befürchtungen in der Branche, dass der Absatz an Neuwagen sinken könnte. Gleichzeitig steigen auch in der Autoproduktion und entlang der Lieferkette die Energiekosten“, erklärte Dr. Oliver Falck, der Leiter des Ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

Besonders bei den Zulieferern sind die Sorgen groß

Ihre aktuelle Lage beurteilen die Automobilhersteller inzwischen deutlich schlechter als noch im Februar. Der entsprechende Indikator fiel von plus 28,3 auf minus 13,5 Punkte. „Der Mangel an Vorprodukten verschärfte sich weiter. Ukrainische Lkw-Fahrer fallen aus, weil sie jetzt in ihrem Land kämpfen müssen. Das bringt die Logistik ins Stocken. Außerdem fehlen zentrale Bauteile z.B. Kabelbäume“, berichtete Oliver Falck.

Eine unmittelbare Folge dieser Entwicklung ist, dass die Preiserwartungen nach 77,9 Punkten im Februar im März mit 86,0 Punkten einen neuen historischen Höchststand erreichten. „Der russische Absatzmarkt hat für die deutschen Autohersteller nur eine geringe Bedeutung“, ergänzte Falck. Trotz des Krieges bleiben die Auftragsbücher aber weiterhin gut gefüllt, und der Nachfrageindikator stieg von 17,5 Punkten im Februar auf 37,5 Punkte im März an.

Durchaus gefährlich ist die Lage jedoch für die Zulieferer. Sie leiden nicht nur unter den hohen Rohstoffpreisen, sondern haben ebenfalls mit nur schwach gefüllten Auftragsbüchern zu kämpfen. „Die Zulieferer werden die Rohstoffkrise auf breiter Linie spüren“, warnte Oliver Falck deshalb und verwies darauf, dass die Erwartungen nach minus 6,2 Punkten im Februar im März auf minus 37,9 Punkte zurückgegangen sind.

Auch die Nachfrage entwickelte sich schwach. Der entsprechende Teilindikator fiel deshalb von plus 9,8 auf minus 7,5 Punkte zurück. Deutlich zurückgekommen sind bei den Zulieferern auch die Produktionserwartungen. Sie sanken von minus 0,7 Punkte im Februar auf minus 28,1 Punkte im März ab. Dass sich die Branche angesichts dieser Aussichten in den nächsten Monaten mit Neueinstellungen zurückhalten wird, dürfte auf der Hand liegen.