Das sollten Sie zum ukrainischen Weizenexport wissen

Nur wenige Länder ernten dauerhaft deutlich mehr Weizen als sie selbst verbrauchen und können diesen anschließend exportieren. Die zum Export zur Verfügung stehenden Mengen sind daher begrenzt. Die Ukraine und Russland stellen zusammen einen Anteil von annähernd 30 Prozent an diesen Überschüssen.

Da weltweit schon vor dem Krieg mehr als 250 Millionen Menschen am Rand einer Hungersnot standen, könnte sich ihre Zahl durch den von Russland gestarteten Angriffskrieg nochmals deutlich erhöhen. Die hohen Nahrungsmittelpreise verschärfen die Situation zusätzlich.

Sie haben die Zahl derer, die sich Sorgen machen müssen, ob sie sich auch in Zukunft noch genügend Lebensmittel leisten können, weltweit um 440 Millionen auf insgesamt 1,6 Milliarden Menschen ansteigen lassen. Und eine Ende dieser Entwicklung ist noch nicht in Sicht.

Die logistischen Herausforderungen sind riesig

In der Ukraine wurden im vergangenen Jahr noch 32 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Fachleute schätzen, dass ab Ende Juni, wenn die diesjährige Weizenernte eingebracht wird, am Ende nur noch rund 20 Millionen Tonnen Weizen zusammenkommen werden. Der Grund sind verminte Felder, fehlender Dünger und Landwirte, die in diesem Jahr ihr Land verteidigen müssen, anstatt wie gewohnt, ihre Felder zu bestellen.

Von der zu erwartenden Ernte wird die Ukraine rund die Hälfte des Weizens zur Deckung des eigenen Bedarfs benötigen. Die andere Hälfte könnte theoretisch exportiert werden, bestünde nicht das Problem ihres Abtransports. Die Lager in den Hafenstädten an der Schwarzmeerküste sind voll. Ein Abtransport per Schiene oder Lastkraftwagen gen Westen ist schwierig und teuer.

Beim Transport über die Straße sind die stark gestiegenen Benzinpreise ein wesentlicher Faktor, der den ukrainischen Weizen deutlich verteuern wird. Beim Transport über die Schiene sind die Schwierigkeiten kaum geringer, denn die Bahntrassen in der Ukraine haben wie in Russland nicht die europäische Normalspur, sondern zum größten Teil die Breitspur. Sie macht ein aufwendiges Umladen an der polnischen Grenze notwendig.

Dennoch gelang es im Mai, insgesamt 1,5 Millionen Tonnen Getreide in die EU auszuführen. Die Regierung in Kiew hält eine Steigerung dieser Menge auf zwei bis drei Millionen Tonnen für möglich. Dennoch ist das nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, denn in normalen Jahren werden über die Häfen am Schwarzen Meer mehr als zehn Millionen Tonnen Getreide verschifft.