Das Ende des kostenlosen Girokontos kostet die Commerzbank Kunden

Im Kampf um ihre Profitabilität ziehen immer mehr Banken die Daumenschrauben an. Negative Zinsen für hohe Guthaben werden an die Kunden weitergegeben und auch im Segment der weniger betuchten Sparer wächst der Druck auf die Kunden massiv, denn viele Bankdienstleistungen kosten wieder Geld.

Jahrelang hat beispielsweise die Commerzbank neue Kunden mit ihrem kostenlosen Girokonto gewonnen. Als dieses in diesem Jahr im April wieder abgeschafft wurde, reagierten die Kunden und vollzogen eine Abstimmung mit den Füßen. Nachdem die Nachricht heraus war, registrierte die Commerzbank neunmal so viele Kündigungen wie in normalen Zeiten.

Neu ist diese Erfahrung für die Bank nicht. Auch bei der Konzerntochter Comdirect soll die Zahl der Kündigungen laut Aboalarm über einen Zeitraum von elf Wochen bei 250 Prozent des durchschnittlichen Niveaus gelegen haben. Kommentieren wollte die Commerzbank diese Zahlen allerdings nicht.

Der Druck auf die Kunden wird weiter ansteigen

Vergleichbare Erfahrungen hatte die ING bereits im vergangenen Jahr gemacht, als sie das kostenlose Girokonto beerdigte. Über einen Zeitraum von 13 Wochen kündigten sechsmal so viele Kunden wie in normalen Zeiten und brachen die Verbindung mit der Bank ab.

Weitere Maßnahmen dürften nur noch eine Frage der Zeit sein, denn insbesondere kleinere Banken und Sparkassen stehen unter einem hohen Kosten- und Ertragsdruck. Sie könnten ihre Kunden in Zukunft stärker zur Kasse bitten und für Konten und Dienstleistungen entweder höhere Gebühren verlangen oder die Freigrenze für Guthaben ohne negativen Zinssatz weiter absenken.

Strafzinsen werden mittlerweile bereits von vielen Kreditinstituten bei Guthaben über 50.000 Euro verlangt. Oliver Mihm, der Chef der Unternehmensberatung Investors Marketing, schätzt, dass bis zum Ende des Jahres die meisten Banken ihre Freigrenze auf nur noch 25.000 Euro abgesenkt haben werden.