Corona begünstigt die Abwanderung in die Speckgürtel

Wo möchten die Deutschen am liebsten wohnen? Dieser spannenden Frage ging das Münchener Ifo Institut gemeinsam mit dem Immobilienportal Immowelt unlängst in einer Umfrage nach. Befragt wurden insgesamt über 18.000 Personen im Bundesgebiet. Dabei wurde deutlich, dass viele Befragte in Zukunft weniger Kompromisse bei den eigenen Wohnverhältnissen machen wollen, erklärte Jan-Carl Mehlers, Koautor der Studie und Leiter der Marktforschung bei Immowelt.

Begünstigt wurde diese Veränderung durch die Pandemie, welche die Menschen gezwungen hat, mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Am häufigsten wurden als Umzugsziele die kleineren Großstädte zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern genannt. Sehr beliebt ist auch der suburbane Raum im Speckgürtel der großen Metropolen. Nur eine untergeordnete Rolle spielt hingegen der ländliche Raum.

Es sind insbesondere die jüngeren Altersgruppen in der Familiengründungsphase und Familien mit Kindern, die verstärkt in den suburbanen Raum und in die kleineren Großstädte streben. Dabei legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass eine bessere Anbindung der Vorstädte an den städtischen Raum zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Anbindung und Bildungsinfrastruktur sind Schlüsselkriterien

Wichtig ist auch, dass die Kommunen den Ausbau der Bildungsinfrastruktur in den beliebten Wohngebieten fördern und so ihre eigene Attraktivität für die jungen Familien erhöhen. Denn knapp 13 Prozent der Befragten in den Großstädten planen, diese in den kommenden zwölf Monaten zu verlassen. Überproportional ist dabei der Anteil der jungen Menschen und der Haushalte mit Kindern.

Rund die Hälfte der Umzugswilligen (46 Prozent) gab an, in ihrem Plänen durch die Corona-Pandemie beeinflusst worden zu sein. Dabei zieht es die meisten entweder in die kleineren Großstädte (38 Prozent) oder in die Speckgürtel der Großstädte (30 Prozent). Nur elf Prozent der Umzugswilligen strebt eine Neuansiedlung im ländlichen Bereich an.

Von den mehr als 18.000 repräsentativen Teilnehmern der Umfrage stammten jeweils 7.000 aus Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern und aus dem suburbanen Rau. Jeweils 2.000 Personen leben in Großstädten mit 100.000 bis 500.000 Einwohnen sowie im ländlichen Raum.