Chinas Regierung betrachtet die Unruhen in Kasachstan mit Sorge

Obwohl Teile Kasachstans zu Europa zählen, waren die Unruhen, die das Land in der vergangenen Woche erschüttert haben, aus europäischer Sicht ziemlich weit weg. Ganz anders war der Blick, den die chinesische Regierung auf das Nachbarland warf. Sie blickte mit einer gehörigen Portion Besorgnis über die fast 1.800 Kilometer lange gemeinsame Grenze in das Nachbarland.

Diese Besorgnis ist nicht unbegründet, denn Kasachstan grenzt an die chinesische Provinz Xinjiang. Die hier lebenden Uiguren sind wie die Kasachen turkstämmig. Auch der Islam verbindet. Grund zur Unzufriedenheit haben die Uiguren reichlich. Seit Jahren klagen sie über eine Diskriminierung durch die Han-Chinesen.

Angaben der UNO zufolge hält die chinesische Führung in Xinjiang etwa eine Million Uiguren unter dem Vorwand, sie seien Terroristen, in Lagern gefangen. Lange Zeit wurde ihre Existenz abgestritten. Inzwischen werden sie als Stätten zu Verbesserung der Erziehung der örtlichen Bevölkerung von der chinesischen Regierungspresse gefeiert und auch als Modell für Kasachstan und andere Länder angepriesen.

Xinjiang wird als Vorbild für Kasachstan empfohlen

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat dem kasachischen Präsidenten Kasym-Schomart Tokajew in einer Verbalnote bereits bescheinigt, er habe „in einem kritischen Moment entschlossen und stark gehandelt“ und damit Verantwortung für sein Volk und sein Land übernommen.

Die Proteste der Unzufriedenen in Almaty und anderen kasachischen Städten sieht die chinesische Führung ebenso nur als Aktionen von Terroristen wie die unzufriedenen Uiguren im eigenen Land. Der chinesische Außenminister Wang Yi schlug seinem kasachischen Amtskollegen in einem Telefonat deshalb vor, die beiden Länder sollten ihre Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden künftig enger zusammenarbeiten lassen.

Der Vorschlag ist für die Uiguren nicht ohne Brisanz, denn viele von ihnen sind über die Grenze nach Kasachstan geflohen, um der Unterdrückung durch die Regierung in Beijing zu entgehen. Durch eine engere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden könnte sie der lange Arm Xi Jinpings auch im Ausland treffen.

Auch für die Kasachen hat der Vorschlag einen drohenden Unterton, denn in einem Gastbeitrag für die staatliche Zeitung Global Times schrieb Li Wen, vom China Institute for Contemporary Relations, die Erfolge, die China bei der Unterdrückung des Terrorismus in Xinjiang erzielt habe, könnten eine wertvolle Erfahrung für Länder wie Kasachstan sein.