Bei diesen Rohstoffen ist die Lage besonders kritisch

Eine vom Münchener Ifo Institut im Auftrag der IHK für München und Oberbayern erstellte Studie hat in dieser Woche deutlich gemacht, wie stark Deutschland bei der Belieferung von Rohstoffen von einzelnen Ländern und dabei insbesondere von China abhängig ist.

Für die Unternehmen ist die Situation herausfordernd, weil viele dieser Rohstoffe in autokratischen Ländern vorkommen und der direkte Bezug deshalb insbesondere für den Mittelstand mit großen geschäftlichen und rechtlichen Risiken verbunden ist. Hier richtet sich der Blick vor allem auf die Versorgung mit Kobalt, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Aber auch die Versorgung mit Bor und Silizium ist als kritisch anzusehen.

„Die geplanten Lieferkettengesetze auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen den Beschaffungsaufwand weiter und könnten ohne geeignete Maßnahmen der Politik die Marktdominanz und Abhängigkeit von Rohstoffhändlern außerhalb Deutschlands und der EU sogar noch erhöhen. Eine immer größere Rolle muss auch das Recycling von Rohstoffen im industriellen Maßstab einnehmen, um bereits vorhandene Ressourcen besser zu nutzen“, fordert der Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern deshalb.

Ifo-Studienautorin Lisandra Flach betonte, dass bei sieben der neun besonders kritischen Rohstoffe die Volksrepublik China einer der größten Anbieter am Weltmarkt ist. Teilweise hat das Reich der Mitte dabei eine den Markt dominierende Position inne. Handlungsbedarf ist deshalb gegeben, denn bei der Mehrheit der in der Ifo-Studie untersuchten 23 kritischen Rohstoffe sind Maßnahmen nötig, um widerstandsfähigere Lieferketten aufzubauen.

Europa muss als Einheit agieren und aktiv werden

Aus diesem Grund sollte eine schnelle Verstärkung der bereits bestehenden Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, wie Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe angestrebt werden.

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier regt deshalb an, dass die EU-Staaten ihre Strategien besser aufeinander abstimmen, eine vorteilhaftere Rohstoffverteilung innerhalb der Gemeinschaft organisieren und auch eine einheitliche Handelspolitik betreiben.

„Viele EU-Mitglieder verfügen über Potenziale bei kritischen Rohstoffen. Hier muss die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU verstärkt ausgebaut werden. Zusätzlich muss die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen. Gerade die Abkommen mit Mercosur, aber auch Indonesien und Indien, sind hierfür relevant und sollten rasch abgeschlossen und ratifiziert werden.“