Auch eine geleugnete Rezession ist und bleibt eine Rezession

Technisch befinden sich die USA seit der vergangenen Woche in einer Rezession, denn die von den Ökonomen geforderte Bedingung für eine Rezession ist erfüllt. Es sind zwei Quartale hintereinander mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Dies ist in den USA der Fall, denn im ersten Quartal ging die Wirtschaftsleistung um minus 1,6 Prozent zurück.

Auch im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaft. Der Rückgang fiel mit einem Minus von 0,9 Prozent zwar nicht ganz so hoch aus wie im ersten Quartal. Doch ein Minus ist und bleibt ein Minus. Dennoch wird das Faktum, in einer Rezession zu sein, derzeit massiv geleugnet.

Ein prominenter Frontmann dieser Entwicklung ist US-Präsident Joe Biden, denn dieser erklärte in der vergangenen Woche, dass die USA nicht in einer Rezession seien, weil erstens der Arbeitsmarkt sehr stark sei und zweitens auf Jahresbasis immer noch ein positives Wachstum zu verzeichnen sei.

Der Aktienmarkt droht über seine selektive Wahrnehmung zu stolpern

Weniger prominent, dafür aber umso zahlreicher sind die vielen Anleger an den Aktienmärkten, die sich der Meinung von US-Präsident Joe Biden anschließen. Sie haben in der vergangenen Woche, insbesondere nach der Zinsentscheidung der Notenbank ein Kursfeuerwerk gestartet, dass den Eindruck erweckt, als liege das Schlimmste bereits hinter uns.

Hinter den starken Kursanstiegen der letzten Tage steht somit die Erwartung, dass die Reihe der Zinsanhebungen nun zu Ende gehe und bereits im Jahr 2023 die Zinsen wieder gesenkt würden. Mit dieser Annahme stehen die Anleger an den Aktienmärkten auf sehr dünnem Eis, denn die Aussagen der FED in ihrem Statement vom Mittwoch sind eindeutig.

Sie sagen klar und deutlich, dass die US-Notenbank auch weiterhin primär die hohe Inflation bekämpfen will. Diese liegt aber auch in den USA noch deutlich über den angehobenen Leitzinsen. Doch die Anleger stört das nicht. Sie hören aus dem FED-Statement das heraus, was sie hören wollen, auch wenn es gar nicht drinsteht. Damit ist die Gefahr, am Ende wieder einmal vor eine Wand zu laufen und zu scheitern, sehr groß.