Das privatisierte Gesundheitswesen: Segen oder Fluch?

Die Pandemie-Zeit hat offenbart, dass unser Gesundheitssystem an den Rand des Leistbaren kommen kann. Unabhängig von den Zahlen um Intensivbetten, die umstritten zu sein scheinen, haben sich ganze Heerscharen von Pflegekräften teils praktisch abgemeldet, da die Arbeitsbedingungen nicht mehr tragbar scheinen. Wo liegt die Lösung? In einer weitergehende Privatisierung oder in einer staatlichen Lenkungswirtschaft? Ein Buch von David Gutensohn, einem Journalisten, legt nahe – der Staat soll es richten.

Anlagetipps im Gesundheitssektor

Die „junge Welt“ hat einen Vorabdruck veröffentlicht, in dem der Autor sich über einen Hinweis in der „Wirtschaftswoche“ auslässt: „Die Anlagetipps der Woche. Asklepios – Gesunde Rendite“, heißt es. Dieser Konzern ist die Nummer zwei der „Klinikkonzerne“ in Deutschland. Zum Beobachtungszeitpunkt erhöhte er den Anteil an den „Rhön-Kliniken“, einem Konkurrenzunternehmen.

Die Rendite der Rhön-Kliniken lag bei annähernd 14 %. Asklepios konnte 10,4 % Rendite (auf den Umsatz) aufweisen und wollte dabei weiterhin wachsen. Das Unternehmen, so die zitierte Analyse, würde mit den über 150 Kliniken deutlich steigender Gelder aus dem laufenden Geschäft erwirtschaften. Die öffentlichen Kliniken würden unter den fehlenden Geldern leiden.

Private Kliniken hingegen wären hochprofitabel, heißt es. In den zurückliegenden fünf Jahren wäre der Umsatz um gut 30 % geklettert.

Die Unternehmensberatung McKinsey bezeichne den „Gesundheitssektor als eine gute Gelegenheit für Investitionen.“ Dabei sei durchschnittlich eine Rendite von 13 bis 15 % möglich.

Hintergrund solcher Entwicklungen sei die Bundespflegesatzverordnung, die am 21. August 1985 in Kraft getreten ist. Diese wurde dann am 23. Dezember um die Neufassung des „Krankenhausfinanzierungsgesetz“ ergänzt. Erstmals waren Gewinne bzw. auch Verluste „erlaubt“. Im Laufe der Jahre wurden Fallpauschalen eingeführt, die wiederum bestimmte Behandlungen anderen gegenüber bevorzugt haben – ökonomisch. Das Ergebnis ist ein Konkurrenzkampf um die „lukrativsten Patienten“ – bei dem es für die kommunalen Häuser schwierig wird. Die müssen sich wiederum  auf ihren Versorgungsauftrag besinnen.

Danach müssen sie auch die unprofitablen Fälle aufnehmen – eben in der Regel alle Operationen, die als Notfälle etwa kommen. Die privaten Häuser spezialisieren sich häufig genug – und dies wiederum sorgt für die Zuweisung der profitablen Fälle. Dies begründe die zunehmende Zahl der Pleiten der öffentlichen Kliniken und die guten Zahlen bei den Privaten. Aktuell wären 721 Kliniken privat betrieben, 652 Häuser gemeinnützig (Johanniter, Caritas) und 552 Kliniken öffentlich.