Inflation: Zuerst geliebt und am Ende gehasst

Seit Jahren versucht die Europäische Zentralbank Inflation zu erzeugen. Man redet zwar immer wieder davon, dass man die Geldwertstabilität im Auge habe, doch eher das Gegenteil ist der Fall. Wäre es anderes, hätte man in den vergangenen Jahren, als die offiziellen Inflationsraten unterhalb des Ziels von zwei Prozent lagen, nicht davon geträumt, mindestens eine Geldentwertung von zwei Prozent zu erreichen.

Aus Sicht der mit dem Geld verbundenen Kaufkraft ist Deflation der beste Zustand und Null Prozent Inflation der zweitbeste Zustand. Da in einer Deflation aber viele Firmen und Privathaushalte ihre Schulden nicht mehr bedienen können und ausfallen, sind Pleiten und eine steigende Arbeitslosigkeit die Folge. Deshalb ist die Deflation gewiss kein paradiesischer Zustand, auch wenn die Kaufkraft des Geldes zunächst steigt.

Eine Kaufkraft, die sich weder zum Besseren noch zum Schlechteren verändert, ist da schon wesentlich vorteilhafter. Sie erhält den Wert des Geldes und ändert damit die Verhältnisse zunächst nicht. Ob jemand reicher oder armer wird, liegt allein an seinem wirtschaftlichen Geschick. Nicht aber daran, ob die Kaufkraft des Geldes steigt oder fällt.

Kritisch ist eine Inflation, die nicht durch eine vorübergehende Knappheit, sondern durch eine fortwährende Ausweitung der Geldmenge hervorgerufen wird. Sie hat zunächst eine leicht belebende Wirkung, denn dank des überreich zur Verfügung stehende Geldes kann mehr konsumiert werden. Diese Phase haben wir im vergangenen Jahr noch einmal in vollen Zügen genossen.

Die langsame Zersetzung beginnt mit einer süßen Verführung

Die Notenbanken finanzierten die Staaten über die Notenpresse und die Staaten finanzierten das Überleben ihrer Bürger und Unternehmen, indem sie Arbeitslosigkeit und Unternehmenszusammenbrüche verhinderten. Die anfänglich positiven Effekte sind nicht zu bestreiten. Es darf allerdings auch nicht der Fehler gemacht werden, die langfristigen Konsequenzen aus den Augen zu verlieren.

Sie beginnen sich nun langsam zu zeigen, denn nicht nur Sachwerte wie Immobilien und Aktien haben sich verteuert, die Dinge des täglichen Bedarfs wurden auch spürbar teurer und es muss länger gearbeitet werden, um sich noch immer das zu leisten, was man zuvor für eine gewisse Geldmenge kaufen konnte.

Das große Problem ist allerdings, dass der Zug, wenn er einmal ins Rollen gekommen ist, kaum mehr gestoppt werden kann. Ohne Zinserhöhungen wird eine Notenbank die einmal in Gang gekommene Inflation nicht aufhalten können. Erfolgt diese Reaktion nicht oder deutlich zu spät, hat sich die Inflation verselbständigt und die Gesellschaft steuert auf eine Situation zu, in der keiner das viele Geld mehr haben will, weil es seinen Wert verloren hat.

Die Spirale des aufkommenden Vertrauensverlusts beginnt zunächst vergleichsweise harmlos mit einem Anstieg der Geldumlaufgeschwindigkeit. Am Ende sind wahre Werte wie Gold und Silber oder auch Zigaretten beliebter als das offizielle Geld und in diesem ausgedrückt sind alle längst zu Millionären und Milliardären aufgestiegen.