Wladimir Putin ist angeschlagen aber noch lange nicht entmachtet

In den westlichen Medien wird der russische Präsident Wladimir Putin seit der Meuterei von Jewgeni Prigoschin und seinen Wagner-Kämpfern als angezählt und geschwächt dargestellt. Unterschwellig schwingt in manchen Kommentaren auch die Hoffnung mit, dass der angezählte Präsident schon bald durch einen Nachfolger abgelöst werden könnte.

So verständlich diese Hoffnung ist, so unrealistisch ist sie gleichzeitig, denn vor einer Situation wie der aktuellen hat sich Wladimir Putin immer gefürchtet und deshalb entsprechend vorgesorgt. Das hat er unter anderem damit getan, dass er bewusst keinen Kronprinzen bzw. Nachfolger aufgebaut hat.

Gäbe es einen solchen, so könnte dieser Wladimir Putin unter Umständen gefährlich werden. Doch anders als früher im Politbüro der kommunistischen Partei gibt es in der aktuellen russischen Führung niemanden, der diese Rolle ausfüllen könnte. Wichtige Amtsträger wie der Ministerpräsident sind zu blass und verfügen nicht über die Reputation und Hausmacht, um Wladimir Putin gefährlich werden zu können.

Viel Schwäche rund um den angezählten Präsidenten

Wie viele Herrscher mit diktatorischen Vollmachten vor ihm hat auch Wladimir Putin in Russland ein System installiert, in dem viele potentielle Nachfolger sich gegenseitig neutralisieren, weil alle über ein wenig, aber keiner über so viel Macht und Einfluss verfügt wie der Präsident selbst.

Ein Umsturz, der im inneren Machtzirkel seinen Ursprung hat, ist damit wenig wahrscheinlich. Ebenso wenig sollten die Hoffnungen auf die Opposition im Land gesetzt werden. Sie hat Wladimir Putin in den vergangenen Jahren systematisch geschwächt, sodass Teile im Gefängnis sitzen und andere ins Ausland geflohen sind.

Die wenigen Oppositionellen, die noch im Land verblieben und in Freiheit sind, können auch nicht auf die breite russische Bevölkerung rechnen. Diese hat zwar mit ihrer Sympathie für die meuternden Wagner-Kämpfer zum Ausdruck gebracht, dass sie mit vielem nicht einverstanden ist, was derzeit in Russland geschieht. Doch die meisten Russen folgen dem politischen Geschehen eher apathisch und ziehen es vor, passiv zu bleiben.

Für einen schnellen und vor allem für einen erfolgreichen Wechsel sind das denkbar ungünstige Voraussetzungen. Wladimir Putin weiß dies und genau deswegen hat er sie geschaffen.