Wir retten das Klima, die Minen sollen anderswo entstehen

Die Europäer gefallen sich darin, Vorreiter beim Klimaschutz und bei der Hinwendung zur Elektromobilität zu sein. Das Aus für den Verbrennungsmotor ist beschlossen und der Kontinent bereitet seine Automobilindustrie darauf vor, in Zukunft nur noch mit Batterie betriebene Fahrzeuge zu produzieren.

Für diese könnte die alte Welt zumindest theoretisch auch ein wenig Lithium bereitstellen, denn zumindest an drei Stellen in Serbien, in Spanien und im Norden Portugals wird dieses gefunden und könnte abgebaut werden. Doch der Widerstand gegen die Projekte ist groß. Rio Tinto weiß in Serbien ein Lied davon zu singen.

Aber auch im spanischen Cáceres regt sich die Widerstand. Hier sollen nach den Plänen der australischen Gesellschaft Infinity Lithium nicht nur eine besonders umweltfreundliche Mine entstehen, sondern in der Region soll auch das Lithium aufgearbeitet werden und eine Batterieproduktion entstehen. Damit will die Regierung in Madrid einen Standortvorteil für die spanische Automobilindustrie schaffen.

Das Wort Mine spaltet die Bevölkerung

Ob es dazu kommen wird, bleibt ungewiss, denn das Projekt spaltet die lokale Bevölkerung, obwohl es in der Zwischenzeit deutlich modifiziert wurde. Zunächst sahen die Pläne einen Tagebau vor, denn das Lithium liegt nur in Tiefen von rund 40 Meter. Nun soll die Mine als Untertagemine errichtet werden. Mehr als das Portal zur Einfahrt in den Tunnel sei dann nicht mehr zu sehen, behauptet das Infinity Lithium.

Vor dem Hintergrund dieser zahlreichen Vorteile erscheint der Widerstand der lokalen Bevölkerung in Cáceres gegen das Lithiumprojekt von Infinity Lithium im ersten Moment als unverständlich. Er erklärt sich jedoch leicht, wenn ein Blick auf die Frühgeschichte des Projekts geworfen wird.

Im Bergbau scheitern immer wieder aussichtsreiche Projekte am Widerstand der örtlichen Bevölkerung, weil diese sich überrumpelt und ausgenutzt vorkommt. Infinity Lithium könnte in Cáceres ein ähnliches Schicksal erleiden und zwar selbstverschuldet.

Ein arrogantes Vorgehen verprellt frühzeitig die lokale Bevölkerung

Das liegt zunächst einmal an der Stadt Cáceres selbst. Diese hat 100.000 Einwohner, liegt auf dem Weg von Madrid nach Lissabon und gehört seit 1986 dank seiner idyllischen, historischen Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe. In einer Welterbestadt, die sehr stark vom Tourismus abhängig ist und für die der Unesco-Titel eine extrem hohe wirtschaftliche Bedeutung hat, eine Mine errichten zu wollen, ist immer eine große Herausforderung.

Infinity Lithium hat an dieser Stelle keine ausgeprägte Sensibilität erkennen lassen, denn der geplanten Minenstandort liegt zudem noch im Valle de las Flores, einem Naherholungsgebiet der Stadt. Im Jahr 2017 tauchte Infinity Lithium hier mit großen Maschinen völlig unangemeldet auf, fällte Bäume und brachte ohne Vorankündigung auf Privatgrundstücken Probebohrungen nieder.

So hatte man sofort Klagen aufgebrachter Einwohner und Naturschützer am Hals und eine von einem spanischen Gericht verhängte Busse wurde von Infinity Lithium bis heute nicht bezahlt. Vor Gericht ist derzeit noch ein Verfahren anhängig, in dem die Probebohrungen als illegaler Bergbau klassifiziert werden und im Hintergrund laufen Bestrebungen, das ganze Valle de las Flores unter Naturschutz zu stellen.

Vertrauen ist schwer aufgebaut und schnell zerstört

Kann es wirklich verwundern, wenn erst leichtfertig wertvolles Porzellan zerschlagen und anschließend über fehlendes Vertrauen in das geplante Projekt und das eigene Unternehmen geklagt wird?

Die Situation erinnert ein wenig an eine Fußballmannschaft, die in den ersten fünf Minuten des Spiels fünf Eigentore schießt und sich anschließend wundert, dass sie das Match in den folgenden 85 Minuten nicht mehr für sich entscheiden kann.