Als US-Präsident Donald Trump am 10. Oktober umfassende Zölle in Höhe von 100 Prozent auf alle chinesischen Importe ankündigte, löste er damit am Kryptomarkt kurz vor dem Wochenende einen regelrechten Crash aus. Der Bitcoin stürzte ab und verzeichnete am Ende des Tages einen zweistelligen Verlust.
Auch viele Altcoins und zahlreiche gehebelte Produkte wurden von den Anlegern mit Nachdruck verkauft. Da der Liquidationswelle nur wenige Käufer gegenüberstanden, befanden sich die Kurse sehr schnell im freien Fall. Analysten sollten später von einem „Tag des Gemetzels“ für digitale Vermögenswerte sprechen.
Vordergründig waren die Befürchtungen der Anleger, ein neuer Handelskrieg könnte zwischen China und den USA ausbrechen, für den massiven Abverkauf verantwortlich. Doch zu einem Teil ist der Kryptomarkt auch nur ein Opfer seines eigenen Erfolgs geworden und ein Teil der Narrative, die uns in den vergangenen Jahren rund um den Bitcoin erzählt wurden, könnte sich nun als nicht mehr haltbar oder gar vollkommen falsch erweisen.
Warum fliehen die Anleger aus einem angeblich „sicheren“ Wert?
In der Vergangenheit haben die Befürworter des Bitcoins den Anlegern immer wieder erzählt, dass der Bitcoin aufgrund seiner Knappheit wertvoll sei und deshalb steige. Das Argument war lange Zeit kaum zu bestreiten, denn der Kurs des Bitcoins stieg nicht nur steil an, sondern der führende Kryptocoin ließ auch andere etablierte Wertspeicher wie Gold, Silber und Edelsteine in seiner Kursentwicklung weit hinter sich.
Heute muss allerdings die Frage gestellt werden, ob die Anleger wirklich daran interessiert waren, einen knappen Wertspeicher zu erwerben, als sie den Bitcoin kauften oder ob die Zugangstüre zum Bitcoinmarkt nicht einfach nur so eng war, dass der Kurs unweigerlich sehr stark ansteigen musste, sobald mehr Kapital in diesen Sektor umgeschichtet wurde.
Wäre der Bitcoin ein stabiler Wertspeicher, müsste er dann nicht nur nicht verkauft, sondern sogar aktiv gekauft werden, wenn ein neuer Handelskrieg droht? Beim Gold ist eine solche Entwicklung – gerade in Krisenzeiten – immer wieder zu beobachten, denn sobald die geopolitische Unsicherheit steigt, flüchten viele Anleger ins Gold.
Am 10. Oktober flüchteten die Investoren jedoch aus dem Bitcoin und nicht in den Bitcoin. Die entgegengesetzte Reaktion spricht nicht dafür, dass die Masse der Anleger im Bitcoin einen „sicheren Hafen“ sieht. Vielmehr war die Masse der Verkäufer bestrebt, aus einer spekulativen Anlageform möglichst frühzeitig auszusteigen.
Dieses Verhalten wirft ein bezeichnendes Licht auf so manches Bitcoin-Narrativ, das in den letzten Jahren verbreitet wurde.