Werden Russland und die Ukraine bis zur totalen Erschöpfung kämpfen?

Die großen Kriege des 20. Jahrhunderts dauerten entweder sehr lang oder waren extrem schnell beendet. Sehr lange dauerten die Auseinandersetzungen in den beiden Weltkriegen und im Koreakrieg. Letzterer war der kürzeste dieser drei Kriege und dauerte dennoch drei Jahre.

Kurz waren nur die Kriege, die Israel im Nahen Osten führte. Das lag nicht nur an der militärischen Überlegenheit des Landes, die sich ganz besonders deutlich 1967 im Sechstagekrieg zeigte, sondern auch an der demographischen Struktur des Landes. Israel war und ist auch heute noch viel zu klein, um sich einen langen Krieg mit hohen Personalverlusten überhaupt leisten zu können.

Das ist bei Russland und der Ukraine anders. Beide Länder sind groß genug, um auch längere Auseinandersetzung wirtschaftlich und personell durchhalten zu können. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder zu einem langen Abnutzungskrieg kommen wird, der erst dann endet, wenn entweder wie in den beiden Weltkriegen eine Seite erschöpft ist oder wie im Koreakrieg beide Seiten mit ihren Kräften am Ende sind.

Die Zahl und die Stärke der Unterstützer könnte am Ende den Ausschlag geben

Die aktuelle Situation erinnert in vielen Punkten an den Zweiten Weltkrieg und den Koreakrieg. Die angreifenden Staaten Deutschland, Japan und Nordkorea erzielten zunächst beachtliche Erfolge und Landgewinne. Sie konnten das Erreichte allerdings nicht sichern, weil es der Gegenseite an Friedenswillen mangelte und weil diese im Gegenzug vom Ausland kräftig aufgerüstet wurde.

Im zweiten Weltkrieg führte dies langfristig zur Niederlage der zunächst erfolgreichen Armeen. Wobei langfristig hier wirklich langfristig meint, denn im Fall von Japan, das bereits 1937 seinen Angriff auf China begann, dauerte es acht Jahre bis das japanische Kaiserreich besiegt war und kapitulieren musste.

Nordkorea hätte in den frühen 1950er Jahren leicht ein ähnliches Schicksal ereilen könnten, wären ihm nicht die Sowjetunion und China zur Hilfe gekommen. Erstere lieferte Waffen, während sich die Volksrepublik China auch mit eigenen Soldaten an der Zurückdrängung der südkoreanischen Truppen und ihrer Verbündeten beteiligte.

Dass die Ukraine in der Zwischenzeit sogar von Deutschland schwere Waffen erhält, zeigt, wie breit die Unterstützung aus dem Westen ist. Russland steht bislang noch alleine im Feld. Eine Frage, die den Krieg am Ende durchaus entscheiden könnte, wird deshalb sein, ob und wie lange dies noch so bleibt.