Wehe, wenn die westlichen Versicherungsgesellschaften dem chinesischen Beispiel folgen und ebenfalls Gold kaufen

Chinas Versicherungsaufsicht zwingt die Versicherer des Landes dazu, ein Prozent der von ihnen verwalteten Anlagegelder künftig in physischem Gold anzulegen. Durch den Kauf von Goldmünzen und -barren soll mehr Stabilität und eine größere Unabhängigkeit vom westlichen Finanzsystem erreicht werden.

Jedem dürfte damit klar sein, dass der Kampf um das Gold dieser Welt viel härter werden wird, sollten die Chinesen ihren Plan unverändert umsetzen. Nochmals erheblich dramatischer wären die Auswirkungen jedoch, sollten sich westliche Institutionen dazu entschließen, diesem Trend zu folgen.

Politisch mutet die Vorstellung, dass westliche Gesellschaften den Vorgaben einer chinesischen Behörde zum Goldkauf folgen, zunächst einmal seltsam an. Doch am Kapitalmarkt ist die Trendfolge derzeit eine der beliebtesten und auch erfolgreichsten Kapitalanlagestrategien.

Die Frage ist also nicht, ob auch westliche Länder ihrer Versicherung auf dem Weg einer Verordnung dazu verdonnern, ebenfalls einen bestimmten Prozentsatz ihrer verwalteten Gelder in Gold anzulegen. Viel entscheidender ist die Frage, wie lange werden die Anleger im Westen tatenlos zusehen und still an der Seitenlinie verharren, wenn sie sehen, dass der Goldpreis einfach nur immer weiter ansteigt, weil die Notenbanken und die chinesischen Versicherungsgesellschaften an Gold kaufen, was sie am Markt nur irgendwie bekommen können?

Die Folgen für den Goldmarkt wären fatal

Schichten Chinas Versicherer lediglich ein Prozent der von ihnen verwalteten Gelder in Gold um, steigt die jährliche Nachfrage nach Gold in den nächsten drei Jahren um rund 250 Tonnen pro Jahr. Chinas Versicherer verwalten allerdings nur 4,5 bis 5,3 Billionen US-Dollar. US-Versicherer haben mit über zwölf Billionen US-Dollar mehr als das Doppelte dieser Summe unter Verwaltung und europäische Gesellschaften kommen noch einmal auf elf Billionen US-Dollar an verwaltetem Kapital.

Oder anders ausgedrückt, springen auch die westlichen Versicherungsgesellschaften auf den von China ausgehenden Goldtrend auf, entfachen sie mindestens fünfmal so viel Finanzkraft wie Chinas Versicherer. Der jährliche Mehrbedarf an Gold könnte dadurch leicht von 250 Tonnen auf 1.000 bis 1.500 Tonnen steigen.

Sollte es so kommen, würde rund die Hälfte der jährlichen Minenproduktion von den Minen direkt in die Tresore der Versicherungsgesellschaften wandern. Auf eine derart hohe zusätzliche Nachfrage ist der Goldmarkt nicht einmal annähernd vorbereitet. Hinzu kommt, dass jede Versicherungsgesellschaft wie jeder andere Anleger weiß, dass sie immer weniger Gold für ihr Geld bekommen wird, je länger sie mit dem Kauf warten.

Ist über kurz oder lang mit einer Kaufpanik am Goldmarkt zu rechnen?

Das Wissen um diesen Zusammenhang wird einen starken Trend nochmals deutlich befeuern und verstärken. Beim Bitcoin hat die Welt in den vergangenen acht Jahren gesehen, was geschieht, wenn viel Kapital in einen sehr engen, nicht beliebig vergrößerbaren Markt fließt.

Eine ähnliche, wenn nicht sogar deutlich stärkere Entwicklung könnten in den nächsten acht bis zehn Jahren den Goldmarkt prägen. Wobei eines bedacht werden sollte: Am Goldmarkt sind heute schon äußerst konservativ agierende einfache indische Bauern und arabische Arbeiter mit ihren kleinen, aber beständigen Goldkäufen aktiv, die nie im Leben auf die Idee gekommen wären, ihr hart erarbeitetes Geld in einem so spekulativen neuen Gut wie dem Bitcoin anzulegen.

Oder anders ausgedrückt: Gold ist momentan zwar nicht annähernd so gehypt wie der Bitcoin, doch die Zahl seiner weltweiten Fans ist deutlich größer.